von Zeruya Shalev, Berlin Verlag, 10,00 €
Vor zehn Jahren ist Iris bei einem Terroranschlag schwer verletzt worden. Zwar ist sie in ihr altes Leben zurückgekehrt, sie leitet eine Schule, ihr Mann steht ihr treu zur Seite, die Kinder sind fast erwachsen, doch quälen sie Tag für Tag die Schmerzen.
Als sie Eitan wiederbegegnet, der Liebe ihrer Jugend, der sie vor Jahren jäh verlassen hat, wirft sie das völlig aus der Bahn. Die Wunde, die er ihr damals zufügte, ist nicht weniger tief als die, die der Selbstmordattentäter, der sich neben ihr in die Luft sprengte, aufriss.
Und doch fühlt sich Iris, zaghaft, überrascht, erneut zu ihm hingezogen, ist versucht, ihrer Ehe zu entfliehen, die ersten Lügen zu stricken, alles aufs Spiel zu setzen.
Als ich den Roman von Zaruya Shalev entdeckte fragte ich mich, warum ich so lange nichts mehr von ihr gelesen hatte. Früher habe ich sehr viel von Shalev gelesen (Liebesleben, Mann und Frau, und Späte Familie...) Ihre Bücher sind sehr intensiv, emotional und leidenschaftlich. Tiefgründig. Erotisch. Sinnlich. Manchmal ein bisschen düster. (Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich aufgehört hatte von ihr zu lesen. Oder vielleicht weil ihre Bücher in letzter Zeit in Deutschland einfach nicht sehr so präsent sind.)
Wie auch immer. Es hat sich auf jeden Fall wieder gelohnt. Das Buch ist klasse. Diese Geschichte ist psychologisch sehr feinfühlig erzählt und wohl auch das persönlichste Buch von Shalev. 2006 ist sie selbst Opfer eines Selbstmordattentat geworden.
Sehr detailliert und intensiv erzählt sie über die körperlichen Folgen des Attentats und über das schwankende Beziehungsgeflecht zwischen Iris, Eitan und ihrem Mann. Sie durchleuchtet ihr Innenleben. Die Kernfrage: kann man ein verpasstes Leben nachholen? Kann man noch einmal komplett von vorne anfangen?
Es ist ein nachdenklicher, anspruchsvoller Roman. Sinnlich und tiefgründig. Nicht gerade geeignet für einen leichten Sommer-Ferien-Roman, aber trotzdem lesenswert.
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