Mein Literatur-Adventskalender hat mir sehr viel Spaß gemacht, und es freut mich, dass mein Blog in diesem Monat häufiger besucht wurde als in letzter Zeit. Das bedeutet ja, dass meine Idee ganz gut ankam. Dafür hat sich der Aufwand auf jeden Fall gelohnt! Denn 24 Bücher in einem Jahr, also 2 Bücher in einem Monat zu lesen, und 24 Rezension darüber zu schreiben, ist nicht ohne!
Das habe ich leider nicht geschafft, was ich mir aber auch nicht zwingend vorgenommen hatte. Schließlich wollte, bzw will, ich die Bücher nicht nur querlesen, sondern die Geschichten auch wirklich genießen.
Deshalb habe ich nicht nur über Bücher geschrieben, die ich in Jahr 2017 gelesen hatte. Sondern auch einige Bücher aufgenommen, die ich früher gelesen habe, und so gut finde, dass ich sie auch jetzt noch empfehlen kann.
Außerdem musste ich mit den Rezensionen auch ein bisschen "mogeln". Da ich nicht genug Zeit hatte jeden Tag eine (vollständig eigene) Rezension zu schreiben, habe ich manchmal für die kurze Zusammenfassung des Inhalts einfach den Klappentext übernommen, und meine Meinung dazu geschrieben.
Wie auch immer, es hat Spaß gemacht und ich werde natürlich nächstes Jahr wieder versuchen, einen Literatur-Adventskalender zu schreiben.
Bis dahin werde ich auch weiterhin über dies und das schreiben und fleißig lesen.
Eine guten Rutsch ins Neue Jahr wünscht Euch die eigentlich nicht mehr leidende Maria M.!
Sunday, 31 December 2017
Sunday, 24 December 2017
24. Dezember: Das unerhörte Leben des Alex Wood
Oder warum das Universum keinen Plan hat. Von Gavin Extence, Blanvalet Verlag, 9,99 Euro
Alex Woods ist zehn Jahre alt und ist von Anfang an ein ungewöhnlicher Junge. Er weiß, dass er sich mit einer hellseherischen Mutter bei den Mitschülern nicht beliebt machen kann - und dass die unwahrscheinlichsten Ereignisse eintreten können.
So wird er zu Hause von einem Meteoriten am Kopf getroffen. Die schwere Kopfverletzung löst bei Alex Epilepsie aus und seine Angst vor einem Anfall macht ihn gezwungenermaßen zum Stubenhocker, der sich kaum noch nach draußen traut.
Doch durch ein unfreiwilliges Zusammentreffen mit dem alten, übellaunischen Mr. Isaac Peterson entwickelt sich eine außergewöhnliche Freundschaft. Der Alte bietet dem Jungen endlich die Gelegenheit über sein überfliegendes Wissen zu sprechen und der Alte sagt ihm, dass man nur ein einziges Leben hat und immer die bestmöglichen Entscheidungen treffen sollte.
Darum ist Alex, als er sieben Jahre später mit 113 Gramm Marihuana und einer Urne voller Asche in Dover von der Polizei gestoppt wird, einigermaßen sicher, dass er das Richtige getan hat.
Es ist eine ganz besondere Geschichte von zwei Sonderlingen, einer ungewöhnlichen Freundschaft und einer unerhörten Reise - und auch von der Frage nach Sterbehilfe.
Der Roman ist sehr leicht und locker zu lesen, frisch, witzig und einfach wunderbar. Aber auch sehr tiefgründig, traurig und rührend.
Absolut empfehlenswert! Das beste Buch, das ich dieses Jahr gelesen habe.
Frohe Weihnachten!!!
Absolut empfehlenswert! Das beste Buch, das ich dieses Jahr gelesen habe.
Frohe Weihnachten!!!
Saturday, 23 December 2017
23. Dezember: Die Zwillige
von Tessa de Loo, Diana Verlag, 10,99 Euro
Anna bleibt bei ihrem Großvater in Deutschland, wo sie als Arbeitskraft ausgenutzt wird und kaum Schulbildung erfährt. Lotte hingegen wird von einer verwandten niederländischen Familie aufgenommen, die ihr ein privilegiertes Leben ermöglicht.
Erst mit 74 Jahren treffen sich die Zwillinge zufällig in dem belgischen Kurort wieder. Anna ist hocherfreut, Lotte eher zögerlich und voller Vorwürfe. Sie beginnen sich einander ihre Lebensgeschichten zu erzählen, die unauflöslich mit dem Dritten Reich und dem zweiten Weltkrieg verbunden sind.
Anna will sich mit ihrer Schwester versöhnen, doch für Lotte sind alle Deutschen schuldig und sie sträubt sich bis zu Letzt gegen eine Versöhnung mit ihrer Schwester.
Eigentlich finde ich, habe ich genug Romane über den zweiten Weltkrieg und die Zeit danach gelesen. Doch immer wieder gibt es Bücher, die diese wichtige Zeit anders beleuchten.
Tessa de Loos Buch hat mich gereizt, weil es teilweise in Holland spielt (und ich ja eine Weile in Holland gelebt habe), und die deutsch-niederländische Beziehung sehr anschaulich vermittelt wird.
Außerdem geht es nicht nur um das Verhältnis von Schwestern. Sondern von Zwillingsschwestern, die ein besondere - eng verbundene - Beziehung zu einander haben. Für die eine Trennung von einander so ist, als würde ein Teil von sich fehlen.
Also: mal wieder ein toller Roman über den 2.Weltkrieg. Der übrigens auch sehr spannend ist, da er in zwei Perspektiven aufgeteilt ist und der Wechsel immer in sehr spannenden Situationen stattfindet.
Nicht nur für Holland-Liebhaber und Zwillinge lesenswert!
Friday, 22 December 2017
22. Dezember: Schmerz
von Zeruya Shalev, Berlin Verlag, 10,00 €
Vor zehn Jahren ist Iris bei einem Terroranschlag schwer verletzt worden. Zwar ist sie in ihr altes Leben zurückgekehrt, sie leitet eine Schule, ihr Mann steht ihr treu zur Seite, die Kinder sind fast erwachsen, doch quälen sie Tag für Tag die Schmerzen.
Als sie Eitan wiederbegegnet, der Liebe ihrer Jugend, der sie vor Jahren jäh verlassen hat, wirft sie das völlig aus der Bahn. Die Wunde, die er ihr damals zufügte, ist nicht weniger tief als die, die der Selbstmordattentäter, der sich neben ihr in die Luft sprengte, aufriss.
Und doch fühlt sich Iris, zaghaft, überrascht, erneut zu ihm hingezogen, ist versucht, ihrer Ehe zu entfliehen, die ersten Lügen zu stricken, alles aufs Spiel zu setzen.
Als ich den Roman von Zaruya Shalev entdeckte fragte ich mich, warum ich so lange nichts mehr von ihr gelesen hatte. Früher habe ich sehr viel von Shalev gelesen (Liebesleben, Mann und Frau, und Späte Familie...) Ihre Bücher sind sehr intensiv, emotional und leidenschaftlich. Tiefgründig. Erotisch. Sinnlich. Manchmal ein bisschen düster. (Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich aufgehört hatte von ihr zu lesen. Oder vielleicht weil ihre Bücher in letzter Zeit in Deutschland einfach nicht sehr so präsent sind.)
Wie auch immer. Es hat sich auf jeden Fall wieder gelohnt. Das Buch ist klasse. Diese Geschichte ist psychologisch sehr feinfühlig erzählt und wohl auch das persönlichste Buch von Shalev. 2006 ist sie selbst Opfer eines Selbstmordattentat geworden.
Sehr detailliert und intensiv erzählt sie über die körperlichen Folgen des Attentats und über das schwankende Beziehungsgeflecht zwischen Iris, Eitan und ihrem Mann. Sie durchleuchtet ihr Innenleben. Die Kernfrage: kann man ein verpasstes Leben nachholen? Kann man noch einmal komplett von vorne anfangen?
Es ist ein nachdenklicher, anspruchsvoller Roman. Sinnlich und tiefgründig. Nicht gerade geeignet für einen leichten Sommer-Ferien-Roman, aber trotzdem lesenswert.
Thursday, 21 December 2017
21. Dezember: Wunder
von Raquel J. Palacio, Hanser Verlag, 9,95 €
August ist zehn Jahre alt und lebt mit seinen Eltern und seiner Schwester in New York. August ist schlagfertig, witzig und sensibel. Eigentlich könnte also alles ganz normal sein in seinem Leben.
Doch eines trennt August von seinen Altersgenossen: Sein Gesicht ist entstellt, und unzählige Operationen hat er schon über sich ergehen lassen müssen. Das ist auch der Grund, warum er noch nie auf einer öffentlichen Schule war und bisher zu Hause unterrichtet wurde.
Das neue Jahr aber soll alles ändern. August wird in die fünfte Klasse der Bezirksschule gehen, und natürlich hat er Angst. Angst davor, angestarrt und ausgegrenzt zu werden. Doch August wäre nicht August, würde er nicht auch diese Herausforderung mit Bravour meistern.
Eigentlich hatte ich das Buch für mich gekauft, doch beim Titel "Wunder" wurde Noah neugierig. Er fing an zu lesen... und las und las und las.
Dann war es "sein" Buch. Er hat nach der Schule einfach angefangen zu lesen, am Wochenende vor dem Frühstück und nach dem Frühstück, nach dem Fußballtraining, vorm einschlafen, einfach immer wenn sich die Zeit dafür ergab. Er hat uns sogar oft beim Essen von dem Buch erzählt und Thea fand es so toll, dass sie ihn einmal (als er uns nichts erzählte) fragte, was gerade passiert sei. Ab dann hat er es uns dann jeden Tag erzählt. Doch ganz bald hatte er es fertig gelesen. Das Ende fand er richtig gut, aber auch ein bisschen schade, dass es schon zu Ende war... (Das Nachfolgebuch hat er danach natürlich auch gelesen.)
Ich kannte das Buch aus meiner Zeit in der Buchhandlung, hatte es aber nur überflogen. Doch es hatte mir sehr gut gefallen, dass ich es auf jeden Fall mal lesen wollte. Nachdem Noah es gelesen hatte, habe ich es auch noch gelesen. Und ich bin genauso begeistert wie er.
Es ist zwar "nur" ein Jugendbuch. Aber gerade in der heutigen Zeit, in der auch in Deutschland Inklusion durchaus ein Thema ist und jetzt immer mehr umgesetzt wird, ist das Buch einfach toll und aktuell.
Sehr zu empfehlen für Kinder ab 11 Jahren, aber auch für Jugendliche und Teenies, für Mamas und Papas, Omas und Opas, Lehrer und Lehrerinnen, Erzieher und Erzieherinnen. Für Behinderte und Nichtbehinderte... Einfach für Jedermann und Frau!
Wednesday, 20 December 2017
20. Dezember: Schloss aus Glas
von Jeannette Walls, Diana Verlag, 9,99 €
Jeannette Walls ist ein glückliches Kind: Sie hat einen Vater, der mit ihr auf Dämonenjagd geht, ihr die Physik erklärt und die Sterne vom Himmel holt. Da nimmt sie gerne in Kauf, immer mal wieder mit leerem Bauch ins Bett zu gehen, ihre egomanische Künstlermutter zu ertragen oder in Nacht-und-Nebel-Aktionen den Wohnort zu wechseln.
Mit den Jahren allerdings werden die sozialen Verhältnisse schlimmer, die Sprüche des Vaters schaler und das Lügengebäude der Eltern so zerbrechlich wie das Schloss aus Glas, das der Vater zu bauen versprochen hatte. Und irgendwann ist das Bett ein Pappkarton auf der Straße...
Rückblickend erzählt Jeannette Walls von ihrer Kindheit in einer Familie, die man sich verrückter und unkonventioneller, aber auch unverantwortlicher nicht vorstellen kann.
Eine ungewöhnliche Geschichte, bei der ich beim Lesen immer wieder den Kopf schütteln musste. Eltern, die so egozentrisch (und einfach auch durchgeknallt!) sind, mit einer Art Hippi-Philosophie allem Konsum den Kampf ansagen und ihren vier Kindern ein naturhaftes Leben vorgaukeln. Dabei klaut und säuft der Vater, die Mutter sucht in Mülleimern nach Essen und immer wieder müssen sie bei Nacht und Nebel weiter ziehen.
Jeannette Walls ist ein glückliches Kind: Sie hat einen Vater, der mit ihr auf Dämonenjagd geht, ihr die Physik erklärt und die Sterne vom Himmel holt. Da nimmt sie gerne in Kauf, immer mal wieder mit leerem Bauch ins Bett zu gehen, ihre egomanische Künstlermutter zu ertragen oder in Nacht-und-Nebel-Aktionen den Wohnort zu wechseln.
Mit den Jahren allerdings werden die sozialen Verhältnisse schlimmer, die Sprüche des Vaters schaler und das Lügengebäude der Eltern so zerbrechlich wie das Schloss aus Glas, das der Vater zu bauen versprochen hatte. Und irgendwann ist das Bett ein Pappkarton auf der Straße...
Rückblickend erzählt Jeannette Walls von ihrer Kindheit in einer Familie, die man sich verrückter und unkonventioneller, aber auch unverantwortlicher nicht vorstellen kann.
Eine ungewöhnliche Geschichte, bei der ich beim Lesen immer wieder den Kopf schütteln musste. Eltern, die so egozentrisch (und einfach auch durchgeknallt!) sind, mit einer Art Hippi-Philosophie allem Konsum den Kampf ansagen und ihren vier Kindern ein naturhaftes Leben vorgaukeln. Dabei klaut und säuft der Vater, die Mutter sucht in Mülleimern nach Essen und immer wieder müssen sie bei Nacht und Nebel weiter ziehen.
Wie kann man so ein Mensch sein? Wie kann man seinen Kindern so ein Leben vorleben? Faszinierend finde ich, wie die Kinder ihre trotz alledem ihre Eltern lieben.
Ein besonderes Buch! Witzig, unkonventionell, einfach klasse!
Ersterscheinung schon im Jahr 2005, trotzdem ist mir das Buch immer in Erinnerung geblieben. Ich habe es immer wieder verschenkt und weiter empfohlen.
Jetzt ist es wieder aktuell, es ist dieses Jahr verfilmt worden. Leider habe ich es wieder nicht geschafft ins Kino zu gehen. Literaturverfilmungen sind einfach kein Mainstream, laufen einfach nicht so lange und zu ungewöhnlichen Zeiten.
Tuesday, 19 December 2017
19. Dezember: Die Achse meiner Welt
von Dani Atkins, Knaur Verlag, 9,99 Euro
Rachel ist jung, beliebt, verliebt und in wenigen Wochen wird ihr Traumstudium beginnen. Perfekt. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall, der ihr alles nimmt. Sie verliert den besten Freund, ihre Zuversicht und die Balance.
Jahre später wird ihre Welt zum zweiten Mal auf den Kopf gestellt. Denn als sie nach einem schweren Sturz im Krankenhaus erwacht, ist ihr Leben plötzlich so, wie sie es sich früher gewünscht hat. Die damalige Tragödie hat es anscheinend nie gegeben. Ihr bester Freund lebt und ist an ihrer Seite. Wie kann das sein? Und wie fühlt sich Rachel in ihrem neuen Leben – mit dem Wissen über all das, was zuvor geschah?
Mich hat das Buch persönlich sehr nachdenklich gemacht. Durch die OP hat sich auch in meinem Leben alles verändert. Durch den zweiten Unfall hat sie eine zweite Chance bekommen. Ich auch. Aber anders als sie.
Nach dem Buch habe ich mir Gedanken gemacht über den Spruch: Träume nicht dein Leben, lebe deine Träume. Aber mehr verrate ich nicht...
Monday, 18 December 2017
18. Dezember: Nussschale
von Ian McEwan, Diogenes Verlag, 22 Euro
Eine klassische Konstellation: der Vater, die Mutter und ein Liebhaber. Doch ganz und gar nicht klassisch ist das Kind im Bauch der Mutter, vor dessen Augen sich ein Drama entfaltet, und in deren Perspektive die Geschichte geschrieben ist.
Trudy betrügt ihren Ehemann. Sie wohnt nach wie vor in seinem Haus, einem heruntergekommenen Einfamilienhaus in London, das allerdings ein Vermögen wert ist. Doch inzwischen wohnt sie dort ohne ihren Mann, den erfolglosen Dichter und Verleger. Stattdessen geht dort sein Bruder Claude ein und aus. Trudy und Claude haben einen Plan geschmiedet, wie das Haus in ihren Besitz übergehen soll.
Und so muss das knapp neun Monate alte, ungeborene Kind in Trudys Bauch hilflos mit ansehen, wie seine Mutter mit ihrem Geliebten seinen Vater ermordet. Ein Mord der für alle Beteiligten unabsehbare Konsequenzen hat: Habgier, Neid, Wolllust...
In dieser ungewöhnlichen Perspektive diese Dreier-Beziehung mit List und Leidenschaft, Verrat und Mord zu lesen fand ich unheimlich interessant. Stilistisch sehr gut geschrieben, spannend, philosophisch, verblüffend.
Einfach fantastisch! Ein Ian McEwan eben!
Sunday, 17 December 2017
Übrigens...
... ist das Buch auch verfilmt worden.
Leider habe ich es nicht geschafft ins Kino zu gehen. Ich habe erst spät davon erfahren. Und dann waren die Laufzeit auch schon fast vorbei und die Zeiten, an denen der Film lief waren für mich schwierig zu organisieren.
Leider habe ich es nicht geschafft ins Kino zu gehen. Ich habe erst spät davon erfahren. Und dann waren die Laufzeit auch schon fast vorbei und die Zeiten, an denen der Film lief waren für mich schwierig zu organisieren.
17. Dezember: In Zeiten des abnehmenden Lichts
von Eugen Ruge, Rowohlt Verlag, 9,99 Euro
Die Großeltern haben noch für den Kommunismus gebrannt, als sie aus dem mexikanischen Exil kamen, um ein neues Deutschland aufzubauen. Der Sohn kehrte aus der Sowjetunion heim: mit einer russischen Frau, der Erinnerung ans Lager und doch in dem Glauben an die politische Idee.
Dem Enkel bleibt nur ein Platz in der Realität der DDR, und er flieht - an eben dem Tag, an dem sich Familie, Freunde und Feinde versammeln, um den neunzigsten Geburtstag des Patriarchen zu begehen.
Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr 1989 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts.
Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr 1989 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts.
So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der, ungeheuer menschlich und komisch, Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht.
Der Roman ist sehr gut aufgenommen worden. 2009 erhielt Eugen Ruge den Alfred-Döblin-Preis. 2011 wurde der Roman mit dem Aspekte-Literaturpreis und mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.
Ich persönlich war ein bisschen enttäuscht, mit soviel positiver Resonanz - und auch meinem Interesse am Thema, habe ich mehr erwartet. Irgendwie habe nicht richtig den Draht zur Geschichte gefunden.
Saturday, 16 December 2017
16.Dezember: Das Buch der Spiegel
von E. O. Chirovici, Goldmann Verlag, 20 Euro
Als der Literaturagent Peter Katz ein Manuskript des Autors Richard Flynn erhält, ist er sofort fasziniert. Flynn schreibt über die Ermordung des Professors Joseph Wieder in Princeton. Der Fall wurde nie aufgeklärt, und Katz vermutet, dass der unheilbar kranke Flynn den Mord gestehen oder den Täter enthüllen wird. Doch Flynns Text endet abrupt.
Als Katz den Autor kontaktieren will, ist dieser bereits verstorben. Besessen davon, das Ende der Geschichte zu erfahren, versucht Katz, Laura Baines ausfindig zu machen, die als Studentin auf undurchsichtige Weise mit Wieder verbunden war. Doch je tiefer Katz in den Fall eindringt, desto mehr scheint er sich von der Lösung zu entfernen...
Eigentlich finde ich Krimis langweilig, da es immer darum geht, wer der Mörder war, und ich diese verwinkelten Handlungsstränge und irgendwelche Mord-Motiv-Theorien eher verwirrend als interessant finde.
Doch dieser Krimi hat noch einen zweiten Boden. Der Tote war Professor der Psychologie und natürlich hat der Inhalt des Buches auch etwas mit seiner "geheimen" Untersuchung zu tun...
Eigentlich finde ich Krimis langweilig, da es immer darum geht, wer der Mörder war, und ich diese verwinkelten Handlungsstränge und irgendwelche Mord-Motiv-Theorien eher verwirrend als interessant finde.
Doch dieser Krimi hat noch einen zweiten Boden. Der Tote war Professor der Psychologie und natürlich hat der Inhalt des Buches auch etwas mit seiner "geheimen" Untersuchung zu tun...
Und genau das ist es, was das Buch besonders spannend macht: der Umgang mit Erinnerung und Wahrheit, wie unterschiedlich (die eigentlich nur einzig mögliche) Wahrheit wahrgenommen wird. Die Handlung wird in drei Perspektiven geschildert, drei Sichtweisen der beteiligten Personen und drei Versionen des Mordes.
"Die Wahrheit des einen ist die Lüge des anderen.... Das Gehirn ist mit einem Papierkorb ausgestattet. Es entfernt was nicht passt."
Wahrheit kann von Zeit und Erinnerungen unbewusst manipuliert werden, bis es fast unmöglich ist zum Ursprung zurückzukehren. Das ist ein ein Mechanismus des menschlichen Verstandes, um sich selbst zu schützen.
Das fand ich am Buch so faszinierend. Ich finde, in dieser Theorie steckt etwas wahres drin!
Friday, 15 December 2017
15. Dezember: Und die Vögel werden singen.
Ich, der Pianist aus den Trümmern von Aeham Ahmad. Fischer Verlag, 20 Euro
Als junger Mann spielt Ahmad Klavier inmitten der Bombenkrater in Yarmouck, der belagerten Vorstadt von Damaskus. Er spielt für sich selbst, für seine Nachbarn und vor allem für die Kinder, um sie vom Hunger und vom Schrecken des Krieges abzulenken.
Über YouTube hat sein Spielen Menschen auf der ganzen Welt erreicht und bewegt. Nun erzählt Aeham Ahmad seine ganze Geschichte. Von seiner behüteten Kindheit in einem noch friedlichen Syrien, von seinem blinden Vater, dem Instrumentenbauer, von seinen Freunden Mahmoud und Meras, mit denen er durch die Straßen von Damaskus zieht.
Doch er erzählt auch von den Anfängen der Rebellion, dem Beginn des schrecklichen Krieges und von seiner lebensgefährlichen Flucht nach Deutschland... Und immer wieder ist es seine Musik, die andere Menschen getröstet, ermutigt und ihm selbst buchstäblich das Leben gerettet hat.
Eine autobiografische Geschichte in der Zeit des Syrischen Krieges. Ein Zeugnis von Elend, von Widerstand und Zuversicht.
Das Buch ist auch in der politischen Lage Deutschlands sehr aktuell:
Spätestens wenn man das Buch gelesen hat, versteht man warum so viele Menschen fliehen. Aus purer Angst vor dem Krieg und aus Sehnsucht nach einem besseren Leben.
Und das wünscht man sich natürlich auch für seine Familie! Also muss es auch Möglichkeiten für den Familiennachzug geben.
Thursday, 14 December 2017
14. Dezember: Tage wie Salz und Zucker
von Shari Shattuck, Rowohlt Verlag, 9,99 €
Ellen Homes liebt es, ihre Mitmenschen zu beobachten - sie selbst versucht lieber unsichtbar zu sein. Nicht aufzufallen, nicht wahrgenommen zu werden. Sie versteckt sich hinter zu vielen Kilos und ihr entstelltes Gesicht hinter langen Haaren. Nachts putzt sie in einem Riesensupermarkt und verbringt den Rest des Tages mit einer Katze.
Eines Tages trifft Ellen im Bus eine junge Frau: Temerity ist blind, sprüht vor Lebensfreude und hat keinerlei Berührungsängste. Sie ist der erste Mensch seit langem, der Ellen "sieht" - sie wirklich wahrnimmt. Ellen folgt ihr fasziniert und rettet sie prompt vor zwei Handtaschendieben. Fortan ist nichts mehr, wie es war.
Mit Temerity beginnt für Ellen ein neues, aufregendes und lebensfrohes Leben. Zusammen fangen die beiden ungleichen Freundinnen an, sich einzumischen - immer da, wo jemand sich nicht wehren kann oder wo Unrecht geschieht. Sehr schnell wirbeln sie jede Menge Staub auf. Und Ellen merkt, dass sie es wert ist, so zu sein wie sie ist.
Zwei ungleiche Frauen, eine ungewöhnliche Geschichte. Manchmal richtig abenteuerlich, manchmal ein bisschen klischeehaft.
Aber die Geschichte ist witzig, bissig und leicht zu lesen. Und irgendwie einfach liebens-(lesens-)wert.
Wednesday, 13 December 2017
13. Dezember: Altes Land
von Dörte Hanse, Penguin Verlag, 10 Euro
Das "Polackenkind" ist die fünfjährige Vera auf dem Hof im Alten Land, wohin sie 1945 aus Ostpreußen mit ihrer Mutter geflohen ist.
Ihr Leben lang fühlt sie sich fremd in dem großen, kalten Bauernhaus und kann trotzdem nicht davon lassen. Bis sechzig Jahre später plötzlich ihre Nichte Anne vor der Tür steht. Sie ist mit ihrem kleinen Sohn aus Hamburg-Ottensen geflüchtet, wo ehrgeizige Vollwert-Eltern ihre Kinder wie Preispokale durch die Straßen tragen - und wo Annes Mann eine Andere liebt.
Vera und Anne sind einander fremd und haben doch viel mehr gemeinsam, als sie ahnen....
Ein tolles Buch über Frauen, die lernen sich durchzusetzen, übers Fremdsein und die Sehnsucht nach einem Zuhause.
Ein tolles Buch über Frauen, die lernen sich durchzusetzen, übers Fremdsein und die Sehnsucht nach einem Zuhause.
Stand sehr lange weit oben in der Spiegel Belletristik Bestsellerliste. Inzwischen ist es als Taschenbuch wieder seit Langem im Rennen, im Moment auf Platz 19.
Tuesday, 12 December 2017
12. Dezember: Letztendlich sind wir dem Universum egal
von David Levithal Fischer Verlag, 9,99 €
A hat keine Freunde, keine Familie, kein Zuhause – und keinen eigenen Körper. Er ist nie länger als einen Tag dieselbe Person. Er wacht jedes mal in einem anderen Körper auf und muss sich mit ihm vertraut machen. Mal männlich, mal weiblich taucht er in die unterschiedlichsten Leben ein.
Das ist sein Alltag, etwas anderes kennt er nicht. Doch dann lernt er ein Mädchen kennen, in das er sich unsterblich verliebt. Auf einmal wünscht er sich mehr Kontinuität, als das Universum ihm zugesteht. Und es beginnt eine ungewöhnliche, phantastische, besondere Liebe.
Ein Jugendroman mit der Frische und Zartheit der ersten großen Liebe, mit der Sehnsucht nach Identität und Zweisamkeit - und mit ein bisschen Magie...
Ein phantastischer Roman und doch auch ein bisschen Realität.
Der Roman ist zu vielen Jugend-Literaturpreise nominiert worden und hat auch einige gewonnen. Und das besondere daran ist, dass er auch als Jugendbuch für Erwachsene lesenswert ist.
Monday, 11 December 2017
11. Dezember: Raumpatrouille, Geschichten.
von Matthias Brandt, Kiepenheuer&Witsch, 18 Euro
Die Geschichten in Matthias Brandts erstem Buch sind literarische Reisen in einen Kosmos, den jeder kennt, der aber hier mit einem ganz besonderen Blick untersucht wird: der Kosmos der eigenen Kindheit.
In diesem Fall einer Kindheit in einer kleinen Stadt am Rhein, die damals die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland war. Und die Geschichte eines Kindes dessen Vater damals der Bundeskanzler war.
Ein Kindheit, die bevölkert ist von einem manchmal bissigen Hund namens Gabor, von einem Hausmeister und sogar einen Chauffeur. Von Herrn Vianden, dem mysteriösen Postboten, von verschreckten Nonnen, kriegsbeschädigten Religionslehrern. Und von einem netten Herrn Lübke von nebenan, bei dem es Kakao gibt und dem langsam die Worte ausgehen.
Mathias Brandts schreibt nette kleine Geschichten, die einen interessanten Einblick geben in sein Leben als Sohnes vom damaligen Bundeskanzler Willi Brandt. Und schöne und lustige Erinnerungen an die Zeit der siebziger Jahre.
Klein aber fein! Nur 176 Seiten. Ganz besonders lesenswert für Leser, deren Kindheit in den späten sechziger und siebziger Jahren stattfand.
Sunday, 10 December 2017
10. Dezember: Die Geschichte der Bienen
von Maya Lunde, btb Verlag, 20 €
USA, 2007: Der Imker arbeitet hart für seinen Traum. Der Hof soll größer werden, sein Sohn eines Tages übernehmen. Bis eines Tages das Unglaubliche geschieht: Die Bienen verschwinden.
China, 2098: Die Arbeiterin Tao bestäubt von Hand Bäume, denn Bienen gibt es längst nicht mehr. Mehr als alles andere wünscht sie sich ein besseres Leben für ihren Sohn. Als der jedoch einen mysteriösen Unfall hat, steht plötzlich alles auf dem Spiel: das Leben ihres Kindes und die Zukunft der Menschheit.
Mitreißend erzählt Maja Lunde in drei Handlungssträngen von Verlust und Hoffnung, von Familie und den Generationen, und dem unsichtbaren Band zwischen der Geschichte der Menschen und der Geschichte der Bienen. Ein Mischmasch aus historischer Roman, Science Fiction und kritischer Gegenwartsliteratur.
Nach dem Buch macht man sich nicht nur Gedanken über die Zukunft der eigenen Kinder, sondern auch über Umwelt, Klima und Natur. Denn davon sind wir Menschen abhängig. Und auch von den Bienen!
"Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch 4 Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr." (Albert Einstein) Das war mir bisher nicht so bewusst!
Das Buch ist schon lange auf der Spiegel-Bestsellerliste. Zu recht.
Saturday, 9 December 2017
9. Dezember: Sungs Laden
von Karin Kalisa, Droemer Verlag, 9,99 €
Am Anfang ist es nur eine vietnamesische Holzpuppe, die in der Aula einer Grundschule Kinder und Lehrer bezaubert. Noch ahnt keiner, dass binnen eines Jahres der Prenzlauer Berg auf den Kopf gestellt werden wird.
Das Szene-Viertel entdeckt seinen asiatischen Anteil und belebt seine kreative Seele. Brücken aus Bambus spannen sich zwischen den Häusern, Parkraumwächter tragen Kegelhüte, es grünt exotisches Gemüse, ein Zahnarzt macht Sonntagsdienst für Patienten aus Fernost.
Nachdem auf dem Dach des Bezirksamts kurzzeitig auch noch die Ho-Chi-Minh-Flagge wehte, münden die Aktionen in ein Fest, wie der Kiez noch keines erlebt hat: großes vietnamesisches Wassermarionettentheater in einem Ententeich!
Vom Gemischtwarenladen des studierten Archäologen Sung nimmt all dies seinen Ausgang. Hier treffen vietnamesische Vertragsarbeiter und ehemalige DDR-Bürger zusammen, von hier aus wird der Kiez nicht nur mit Obst und Gemüse, sondern auch mit dem guten Geist der Improvisation versorgt.
Eine Utopie, natürlich. Aber eine hochgradig ansteckende! Sehr schön zu lesen, träumen, genießen...
Friday, 8 December 2017
8. Dezember: Eine Nacht, Markowitz
von Ayelet Gundar-Goshen, Kein & Aber Verlag, 12,90 €
Palästina, kurz vor der Gründung des heutigen Staates Israel. Hier lebt der unscheinbare Bauer Jakob Markowitz. Sein bester Freund Seev Feinberg ist anders als er, laut und polternd und mit einen unbändigen Appetit auf Frauen.
Durch seine Weibergeschichten kommt Seev einmal richtig in Bedrängnis und so landen die beiden Freunde auf einem Schiff nach Europa. 20 Männer, die sich dort mit 20 Frauen vermählen sollen. Reine Scheinehen, durch die die Frauen aus Europa fliehen können.
Ausgerechnet der unscheinbare Jakob heiratet die wunderschöne Bella, die von einem neuen freien Leben in Israel träumt. Doch Jakob verliebt sich in sie und verweigert ihr die Scheidung.
Ausgerechnet der unscheinbare Jakob heiratet die wunderschöne Bella, die von einem neuen freien Leben in Israel träumt. Doch Jakob verliebt sich in sie und verweigert ihr die Scheidung.
Interessanter Einblick auf einen historischen Abschnitt Israels nach dem 2. Weltkrieg: die Jahre rund um die Staatsgründung 1948 Israels.
Noch während in Europa die Schoa mit ihren Millionen Morden stattfindet, rüsten die bereits in Palästina ansässigen Juden ebenso wie die Araber unter den misstrauischen Augen der englischen Besatzung heimlich auf.
Als die Vereinten Nationen in ihrer berühmten Abstimmung den Juden einen eigenen Staat gewähren, eröffnen die übervorteilten Araber den Kampf, verlieren, versuchen es wieder. Der Rest ist bekannt, die Region ist bis heute ein Pulverfass.
Die Geschichte ist eigenwillig, vollgepackt mit Sinnlichkeit, mit Humor, mit Spannung. Manchmal richtig überraschend, ein bisschen wie ein modernes Märchen.
Noch während in Europa die Schoa mit ihren Millionen Morden stattfindet, rüsten die bereits in Palästina ansässigen Juden ebenso wie die Araber unter den misstrauischen Augen der englischen Besatzung heimlich auf.
Als die Vereinten Nationen in ihrer berühmten Abstimmung den Juden einen eigenen Staat gewähren, eröffnen die übervorteilten Araber den Kampf, verlieren, versuchen es wieder. Der Rest ist bekannt, die Region ist bis heute ein Pulverfass.
Die Geschichte ist eigenwillig, vollgepackt mit Sinnlichkeit, mit Humor, mit Spannung. Manchmal richtig überraschend, ein bisschen wie ein modernes Märchen.
Bei dem Buch habe ich gemerkt, dass Israel doch eine andere Kultur ist, eine andere Lebensweise hat.
Manchmal habe ich mich abends manchmal richtig gefreut, dass ich endlich wieder lesen kann. Toll!
Thursday, 7 December 2017
7. Dezember: Vom Ende der Einsamkeit
von Benedikt Wells, Diogenes Verlag, 22,00 Eur
Jules und seine beiden Geschwister wachsen behütet auf, bis ein Schicksalsschlag alles verändert. Ihre Eltern kommen bei einem Autounfall ums Leben und die Kinder werden zu Waisen.
Im Internat beginnen sich ihre Wege zu trennen und ihre Charaktere zu verändern und stärken. Jules, früher ein kleiner Draufgänger wird ein grübelnder, verträumter Junge. Seine Rettung in der wachsenden Einsamkeit ist Alva, seine Klassenkameradin, mit der er sich langsam anfreundet. Noch weiß Jules nicht, wie sehr Alva sein Leben prägend wird und welche Rolle auch seine Geschwister später spielen werden...
Denn als Erwachsene glaubt er, diesen Schicksalsschlag überwunden zu haben. Doch dann holt die Vergangenheit ihn wieder ein...
Ein berührender Roman über das Überwinden von Verlust und Einsamkeit und über die Frage, was in einem Menschen unveränderlich ist.
Und vor allem: eine große Liebesgeschichte.
Denn als Erwachsene glaubt er, diesen Schicksalsschlag überwunden zu haben. Doch dann holt die Vergangenheit ihn wieder ein...
Ein berührender Roman über das Überwinden von Verlust und Einsamkeit und über die Frage, was in einem Menschen unveränderlich ist.
Und vor allem: eine große Liebesgeschichte.
Wednesday, 6 December 2017
6. Dezember: Blasmusikpop...
...oder wie die Wissenschaft in die Berge kam. von Vea Kaiser, KiWi Verlag, 9,99 €
Ein 14,8 Meter langer Fischbandwurm, eine Seifenkiste mit Kurs auf den Mond, ein ungeahnt attraktiver Mönch im Jaguar, ein fallender Engel, eine schwangere Dorfprinzessin, eine altphilologische Geheimgesellschaft, eine nordic-walkende Mütterrunde, ein Jungfußballer mit dem Herz am rechten Fleck, eine Verschwörung der Dorfältesten sowie jede Menge poppige Blasmusik gehören zum unvergesslichen Mikrokosmos dieses Romans.
Vea Kaiser entfaltet mit viel Lebendigkeit, Eigenwillen und Witz die große Geschichte eines kleinen, abgelegenen Alpenbergdorfs und erzählt von einer Familie, die über drei Generationen hinweg auf kuriose Weise der Wissenschaft verfallen ist.
Ein erstaunlich wagemutiger erster Roman der österreichischen Autorin, der in Österreich gleich auf Platz eins der ORF-Bestsellerliste sprang und als bester deutscher Debütroman gekürt wurde.
Das Buch erschien zwar schon 2012, ist aber auch heute noch sehr lesenswert. Und wenn man selbst in einem kleinen Dorf aufgewachsen ist, umso mehr!
Tuesday, 5 December 2017
5. Dezember: Der Geruch des Paradieses
von Elif Shafak, Kein&Aber Verlag, 16 €
An Peri zerrten schon immer gegensätzliche Kräfte: Ihre Mutter ist strenggläubig, ihr Vater ein trotziger Pragmatiker, und auch als Studentin in Oxford freundet sie sich sowohl mit der weltoffenen Shirin als auch mit der Kopftuch tragenden Mona an.
Als sie sich jedoch während ihres Studiums in das umstrittene Seminar des charismatischen Professors Azur einschreiben, wird ihr Schicksal auf dramatische Weise zusammengeschweißt - und auseinander gerissen.
Doch das ist nur ein Teil des Buches, ein Rückblick an die Zeit in Oxfort. An die ungewöhnliche Freundschaft zwischen drei sehr unterschiedlichen Frauen mit muslimischem Hintergrund.
Die Gegenwart spielt im Jahr 2016 in Istanbul. Auf dem Weg zu einer Dinnerparty wird Peri überfallen und aus ihrer Handtasche rutscht plötzlich ein altes Foto, das schmerzhafte Erinnerungen weckt.
Die Handlung switched zwischen der Zeit in Oxfort: Fragen nach Gott und Glaube, nach Freundschaft und Liebe, und der Realität in Istanbul: Diskussionen über die politische Richtung der Gegenwart, Gespräche zwischen Männern und Frauen.
Das Buch liefert einen interessanten Einblick in die Problematik muslimischer Frauen, die sich hin und her gerissen fühlen zwischen Orient und Okzident, zwischen Glaube und Emanzipation.
Anspruchsvoll, aber leicht zu lesen und sehr spannend. Nicht nur für Frauen!
Monday, 4 December 2017
4. Dezember: Die hellen Tage
von Zsuzsa Bank, Fischer Verlag, 11,00 €
In einer süddeutschen Kleinstadt erlebt das Mädchen Seri helle Tage der Kindheit: Tage, die sie im Garten ihrer Freundin Aja verbringt, die aus einer ungarischen Artistenfamilie stammt und mit ihrer Mutter in einer Baracke am Stadtrand wohnt.
Aber schon die scheinbar heile Welt ihrer Kindheit in den 60er Jahren hat einen unsichtbaren Sprung: Seris Vater starb kurz nach ihrer Geburt, und Ajas Vater, der als Trapezkünstler in einem Zirkus arbeitet, kommt nur einmal im Jahr zu Besuch.
Karl, der gemeinsame Freund der Mädchen, hat seinen jüngeren Bruder verloren, der an einem hellblauen Frühlingstag in ein fremdes Auto gestiegen und nie wiedergekommen ist.
Es sind die Mütter, die Karl und die Mädchen durch die Strömungen und Untiefen ihrer Kindheit lotsen und die ihnen beibringen, keine Angst vor dem Leben haben zu müssen und sein eigenes Leben zu ergründen und genießen.
Eine wunderbare Geschichte, ein sehr schöner, leichter Schreibstil, voller Poesie und Romantik und trotzdem nicht kitschig.
Sunday, 3 December 2017
3.Dezember: Dann schlaf auch du
von Leila Slimani, Luchterhand Verlag, 20 €
Wie gut kann man einen fremden Menschen kennen? Und wie sehr kann man ihm vertrauen?
Myriam und Paul wollen das perfekte Paar sein, Kinder und Beruf unter einen Hut bringen, alles irgendwie richtig machen. Und sie finden die perfekte "Nounou" (frz. Kinderfrau), die ihnen das alles erst möglich macht. In wenigen Wochen schon ist sie unentbehrlich geworden...
Sie ahnen nichts von der tiefen Einsamkeit, in der sich die fünfzigjährige Frau zu verlieren droht. Von den Abgründen und von der Verletzlichkeit der Frau, der sie das Kostbarste anvertrauen, das sie besitzen.
Das Buch beginnt bereits mit dem schrecklichen Ende: Myriam kommt heim und findet ihre Kinder schwer verletzt vor. Keines ihrer Kinder wird überleben. Und schon auf den ersten Blick ist klar: Louise, ihre perfekte Nounou, ist die Täterin. Doch wie konnte es dazu kommen? Das rollt das Buch nach und nach auf... So unaufhaltsam wie schrecklich wie es ist.
Spannend geschrieben, beklemmend und unfassbar - und trotzdem nachvollziehbar wie es dazu kommen konnte.
Das Buch ist letztes Jahr mit dem höchsten französischen Literaturpreis , dem "Prix Goncourt", ausgezeichnet worden.
Zu recht, finde ich!
Saturday, 2 December 2017
2.Dezember: Das Nest
von Cynthia d`Aprix Sweeney, Goldmann Verlag, 11 €
Melody, Jack, Bea und Leo sind Geschwister. Sie sind in ihren Vierzigern, stehen mitten im Leben und sie haben immer gewusst, sie würden eines Tages erben. Aber was, wenn die Erbschaft ausbleibt? Ein warmherziger, humorvoller und scharfsinniger Roman darüber, wie der Kampf ums Geld Lebensentwürfe und Familien durcheinanderbringen kann.
Als Kinder haben sie einander geneckt, als Erwachsene verbindet die Geschwister Melody, Jack, Beatrice und Leo Plumb nur noch eine gemeinsame Erbschaft. Mitten in der Finanzkrise brauchen alle dringend Geld. Melody, Hausfrau und Mutter, wachsen die Ausgaben für ihr Vorstadthäuschen und die Collegegebühren ihrer Töchter über den Kopf. Antiquitätenhändler Jack hat hinter dem Rücken seines Ehemanns das Sommerhaus verpfändet. Beatrice, erfolglose Schriftstellerin, will endlich ihr Apartment vergrößern.
Doch kurz bevor das Erbe ausbezahlt wird, verwendet ihre Mutter es, um Playboy Leo aus einer Notlage zu helfen. Unfreiwillig wiedervereint, müssen die Geschwister sich mit altem Groll und falschen Gewissheiten auseinandersetzen. Aber vor allem müssen sie irgendwo frisches Geld auftreiben …
Ein meisterhaft erzählter Familienroman. Tragisch, witzig, bissig und herrlich menschlich... und ein bisschen Wahrheit steckt dahinter!
Friday, 1 December 2017
Der literarische Adventskalender oder 24. Buchtipps von Maria M.
1.Dezember
Salvatore Basile: Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands. Blanvalet Verlag, 19,99 €
Seit seine Mutter ihn als Kind verlassen hat, lebt der dreißigjährige Michele von der Außenwelt abgeschottet im Bahnhofshäuschen eines verschlafenen, idyllischen Dorfs in Italien. Seine einzige Gesellschaft sind die liegengebliebenen Gegenstände, die er im täglich ein- und ausfahrenden Zug einsammelt und in seinem Zuhause um sich schart.
Doch
dann begegnet ihm Elena, die sein Leben wie ein Wirbelwind auf den
Kopf stellt und ihn aus seiner Einsamkeit reißt.
Als
er kurz darauf sein altes Tagebuch wiederfindet, das seine Mutter
damals mitnahm, als sie aus seinem Leben verschwand, gibt dies den
Anstoß für eine wundersame Reise quer durch Italien, die Micheles
ganzes Leben verändern wird…
Sehr empfehlenswert!!!
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