Im Moment lese ich das Buch "Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat" von Gavin Extence.
Es geht um die Geschichte von Alex Woods, der als Kind von einem Meteoriten am Gehirn getroffen wurde und seither an Epilepsie leidet. Nach einigen Jahren lernt er einen übellaunigen, alten Mann kennen, mit er sich anfreundet und mit dem sich sein Leben ändert... und als er mit einer Urne voll Asche und 113 gr Marihouna von der Polizei erwischt wird, ist er sich trotzdem einigermaßen sicher ist, das Richtige getan zu haben.
Das Buch ist in der Ich-Perspektive des 17.jährigen Alex geschrieben, leicht zu lesen, ein bisschen skuril und ironisch, aber auch witzig und tiefgründig.
Spannend fand ich eine Stelle, in der Alex sich mit seinem Neurologen über ein Gedicht von Emily Dickinson unterhält. Der Arzt hat eine sehr interessante Meinung über das Verhältnis von dem Glauben an Gott und dem Gehirn.
Das müsst ihr unbedingt mal lesen:
Zitat S.74ff:
"An der Wand in seinem Sprechzimmer war eine komische kleine Tafel angebracht mit spinnenartiger Schrift darauf - wie eine alte Schreibschrift.
Das Hirn ist völlig paar mit Gott
Wiegt du sie - Pfund um Pfund -
weicht eins vom anderen nur ab
wie Silb und Laut im Mund
(Emily Dickinson)
[...]
"Vielleicht ist genau das der Punkt ", sagte er [der Neurologe], "vielleicht gibt es tatsächlich keinen großen Unterschied [zwischen Silb und Laut]. Genauso wie es zwischen Gott und Gehirn keinen großen Unterschied gibt.
[....]
Unser Gehirn erschafft für jeden individuellen Menschen ein eigenes, einzigartiges Universum. Darin existiert alles was wir wissen. Alles was wir sehen oder berühren. Alles was wir fühlen und woran wir uns erinnern. In gewisser Weise erschaffen unsere Gehirne die Realität. Ohne das Gehirn gibt es nichts. Einige Menschen finden diese Vorstellung angsteinflößend, aber mir erscheint sie wunderschön.
Das ist der Grund weshalb ich diese Tafel an die Wand gehängt habe, wo ich sie jeden Tag sehen kann."
Ich sagte Dr. Enderby, ich sei jetzt doch ein bisschen verwirrt, er sei doch Buddhist.
"Wenn ich dieses Gedicht betrachte ist Gott nur eine Metapher", erklärte Dr. Enderby.
"Also glauben sie nicht, dass Gott das Gehirn erschaffen hat?", fragte ich.
"Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube das Gehirn hat Gott erschaffen. Denn das menschliche Gehirn, wie wunderbar es auch sein mag, ist immer noch fehlbar - wie wir beide sehr gut wissen. Es ist ständig auf der Suche nach Antworten, aber wenn es so funktioniert, wie es sollte, sind die Erklärungen, die es liefert nur selten vollkommen - besonders wenn es sich um die großen, komplizierten Fragen des Lebens handelt.
Das ist der Grund weshalb wir es pflegen müssen. Wir müssen ihm Raum geben, damit es sich entwickeln kann."
Das war in etwas der Kern dessen, was Dr. Enderby mir erklärte. Sein Gehirn hat sehr viel Zeit damit verbracht, über das Gehirn nachzudenken."
Seit Beginn meiner Krankheit hat auch mein Gehirn sehr viel Zeit damit verbracht über das Gehirn nachzudenken.
(Aber nicht deshalb habe ich das Buch gekauft. Ich wusste ich nicht, dass es in dem Buch auch um Epilepsie geht. Davon steht nichts auf dem Cover.)
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