Wednesday, 15 April 2015

Warteschleife

Das Vorstellungsgespräch am Freitag war ok,  es dauerte ca. zwanzig Minuten und ich habe es ganz gut gemeistert. Es waren drei Personen, die leitenden Direktorin, ihr Stellvertreter und der Gleichstellungsbeauftragte, der gleichzeitig auch für Schwerbehinderte zuständig ist.

Als erstes haben sie sich vorgestellt und mich dann gleich gefragt, weshalb ich finde, dass ich sehr gut zu der Stelle passe. (Das hatte ich in meinem Anschreiben so geschrieben.) Ich war noch ein bisschen verschnauft, weil ich drei Etagen die Treppen hoch gegangen war. Aber ich konnte die Frage ganz gut beantworten: Mein Studium, meine Arbeit und meine Liebe zu Büchern. Dann wurde ich noch gefragt, ob und wieviel von diesen klassischen "Sekretärsarbeiten" ich gemacht hatte, z.B. Ablage, Reiseplanung, Korrespondenz. Das habe ich schon alles gemacht, aber nicht wirklich als Sekretärin, sondern nur für den Bereich, für ich zuständig war. Also war es ein "Jain". Dann durfte ich noch ein paar Fragen stellen und dann war es auch ganz schnell vorbei. Viel zu schnell. Ich habe natürlich nicht alle Fragen stellen können, nicht alles sagen, was ich gerne losgeworden wäre...

Über meinen Lebenslauf haben wir gar nicht gesprochen, nur kurz über meine vorherige Arbeit und dann kam es zu meiner langen Pause seit meiner letzten Arbeit. Das war natürlich die Gelegenheit für mich, um über meine Krankheit und über meine Schwerbehinderung zu sprechen. 

Das kam gut an. Meine Erfahrung bei solchen Gesprächen ist, dass es die Leute beeindruckt zu hören, dass ich am Gehirn operiert wurde, und dass es mir jetzt wieder gut geht. Ich denke, es wirkt auch recht positiv, dass den Leuten in dem Gespräch mit mir nichts auffällt, ich mich ganz gut ausdrücken kann und mich recht gut präsentiere. Ich wirke nicht behindert, sondern freundlich und nett, offen und ehrlich. Also habe ich die schwere Krankheit wirklich prima überstanden.

Allerdings hat das auch einen kleinen Nachteil. Ich habe leichte Probleme! Und leider konnte ich das in diesem Gespräch nicht sagen. Dass ich lange brauche, um mich an Dinge zu gewöhnen, dass ich mir Sachen nicht so schnell merken kann, dass ich etwas Anlauf brauche, um komplizierte Abläufe zu erlernen. Dass Einarbeiten etwas länger dauert.

Wie es jetzt weiter geht steht in den Sternen. Die Stelle ist Vollzeit - und das ist auch nötig, denn es ist die Stelle als Sekretärin für zwei Personen, für die Direktorin und den Stellvertreter. Das ist viel Arbeit! Und mit zwei kleinen Kindern und leichten Sprach- und Gedächtnisschwierigkeiten ist das eine ganz schöne Herausforderung. Darüber denke ich sehr, sehr viel nach. Da habe ich schon einige schlaflose Nächte hinter mir.

Wenn ich die Stelle tatsächlich bekomme, freue ich mich! Aber dann muss ich eine schwere Entscheidung treffen. Traue ich mir diese anspruchsvolle Arbeit wirklich zu? Schaffe ich eine 38,5-Stunden Woche mit zwei kleinen Kindern? Und will ich wirklich Noah und Thea, im Alter von 8 und 6 Jahren, von 7.30 bis frühestens 16.00 Uhr abgeben? 

Ich möchte nicht wieder scheitern und ich will auch keine schlechte Mutter sein. Diese Entscheidung möchte ich lieber nicht treffen müssen. 

(Also lieber eine Absage. Aber enttäuscht bin ich dann schon...)

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