Vielleicht sollte ich diese unangenehmen Gespräche über meine momentane Situation anders führen:
Eine Bekannte: Hallo Maria, wie schön, dich mal wiederzusehen!
Ich: Ja, finde ich auch, es ist schon so lange her...
Eine Bekannte: Und jetzt hast du wieder mehr Zeit? Wie geht es dir denn?
Ich: Sehr gut, und dir?
Eine Bekannte: Ach Stress wie immer... Und bei dir? Arbeitest du nicht mehr in der Buchhandlung?
Ich: Nein, ich arbeite jetzt als freie Mitarbeiterin beim öffentlichen Verkehrsdienst.
Eine Bekannte: Oh, wie interessant. Und was machst du da?
Ich: Ich überprüfe die Nutzung der Fahrkarten.
Eine Bekannte: Aha, und wie?
Ich: Ich teste die Frequenz von Fahrkartenkontrollen, untersuche die Korrelation zwischen Fahrpreisen und Bußgeldern und erfasse wie oft Schwarzfahrer erwischt werden.
Eine Bekannte: Interessant, ich wusste gar nicht, dass das auch alles untersucht wird.
(Ich: Könntest du ja auch mal ausprobieren...)
Ich: Doch, doch, und ich bin nicht die einzige Mitarbeiterin in diesem Gebiet.
Eine Bekannte: Echt? Wie viele Kollegen hast du denn?
Ich: Naja, ich arbeite alleine, aber da sind noch einige andere, die das Gleiche machen.
Eine Bekannte: Na sowas, ich dachte es gibt nur Busfahrer und Kontrolleure...
Ich: Das dachte ich früher auch. Aber mein Job gehört auch dazu, nur von einer anderen Perspektive.
Eine Bekannte: Ach so...
Ich: Und es ist besonders für die Kontrolleure wichtig. Ich bin ja für die Fahrkarten-Nutzung zuständig und sie sind für die Kontrolle der Nicht-Nutzung zuständig.
Eine Bekannte: Verstehe...
(Ich: Wirklich?)
Eine Bekannte: Und hast du auch mit Kontrolleuren oder Busfahrern zu tun?
Ich: Also, die Busfahrer treffe ich sehr oft, aber nur so im Vorbeigehen. Doch manchmal muss ich mit den Kontrolleuren zusammen arbeiten.
Eine Bekannte: Oh, das macht bestimmt keinen Spaß, oder?
Ich: Gottseidank hatte ich bisher noch nicht so viel mit ihnen zu tun. Doch früher oder später wird es wohl dazu kommen. Das könnte schon etwas unangenehm werden.
Eine Bekannte: Das glaube ich, die sind doch immer so unfreundlich.
(Ich: Ach ja? Hast du schon Erfahrung damit?)
Eine Bekannte: Und wie wird das bezahlt?
Ich: Naja, als freie Mitarbeiterin ist das sehr kompliziert, es hängt von den Ergebnissen meiner Untersuchung ab, sozusagen auf Provisions-Ebene, und leider nicht besonders lukrativ.
Eine Bekannte: Oh, das ist doof... Aber es klingt wirklich interessant. Macht es dir denn auch Spaß?
Ich: Also, ich muss schon sagen, es ist total spannend und eine echte Herausforderung für mich.
Eine Bekannte: Das freut mich für dich.
Ich: Vielen Dankschön.
Sie würde bestimmt nicht fragen, wie dieser intellektuelle Beruf eigentlich heißt.
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