Wednesday, 28 January 2015

Dani Atkins: Die Achse meines Lebens

Was ist, wenn dein Leben durch ein Schicksalsschlag komplett verändert wird? Was tust du?  Trauerst du für den Rest deines Lebens? Versuchst du es zu überwinden? Oder nimmst du es wie es ist?

Und was, wenn du noch einen Schicksalsschlag bekommst und alles wieder rückgängig gemacht wird? Wenn dir eine zweite Chance geschenkt wird, die nicht wirklich real für dich ist, aber ein wunderbarerer Traum?

Würdest du diese Chance annehmen? Ein neues Leben genießen?


Fragen über Fragen in dem Debütroman "Die Achse meines Lebens" von Dani Atkins.

Rachel ist jung, zielstrebig und verliebt und wird in wenigen Wochen ihr Traumstudium beginnen. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall. Sie überlebt, aber ihr bester Freund hat sein Leben für sie geopfert. Eine schreckliche Narbe in ihrem Gesicht und das fressende Schuldgefühl nehmen ihr alles Positive aus ihrem Leben, den Mut und die Zuversicht für ihre Zukunft.

Jahre später wird ihre Welt zum zweiten Mal auf den Kopf gestellt. Denn als sie nach einem schweren Sturz im Krankenhaus erwacht, ist ihr Leben plötzlich so, wie sie es sich immer erhofft hat. Den Unfall hat es anscheinend nie gegeben. Ihr bester Freund lebt und ist an ihrer Seite. Sie hat ihr Studium beendet und hat jetzt einen erfolgreichen Job. Doch sie kann sich an nichts erinnern... Sie fühlt sich wie in einem falschen Film. Sie erinnert sich nur an das negative Leben.

Doch was nun? Wie geht sie damit um? Akzeptiert sie diese neue Achse ihres Lebens?

Das Buch von Dani Atkins hat nur 300 Seiten und ist erstaunlich vielseitig. Es ist eine gefühlvolle Geschichte, über Freundschaft und Liebe, Hoffnung und Zuversicht, Verlust und Enttäuschung, Traum und Realität. Eine nachdenkliche Geschichte über die Fragen und den Glauben an die eigene Identität. Und sie ist sehr spannend und flüssig geschrieben, mit einem überraschenden Ende...

Da diese Fragen mich ziemlich persönlich ansprechen, war der "packende Schluss" (wie es auf dem Cover beschrieben wird) für mich nicht wirklich packend, eher ein bisschen ernüchternd.

Aber ohne diesen Schluss wäre das Buch kitschig. So ist es sehr tiefgründig und absolut lesenswert.

Monday, 26 January 2015

Endlich fusselig!

Jetzt hocke ich schon seit drei Wochen zu Hause und bin so intensiv damit beschäftigt mich zu langweilen, dass mich endlich eine Erkältung erwischt hat.

Als Hausfrau hat man so wenig Kontakte mit anderen Menschen, dass ich mich richtig fusselig geschwiegen habe. Kein Wunder, dass ich so üble Halsschmerzen habe. 

Jetzt liege ich im Bett, trinke Tee, lutsche Halsschmerztabletten und habe endlich Zeit mich so richtig zu bemitleiden.

Thursday, 22 January 2015

Danke!

Es ist so wunderbar zu sehen, dass ich gelesen werde, von vielen, von euch, von meinen Mitgliedern, die mich nicht persönlich kennen, die mich nicht aus Mitleid lesen.

Schön, dass das so ist. Das tut gut. Das hilft.

Da fühle ich mich nicht wie ein Nichtsnutz sondern wie ein... ?

Wednesday, 21 January 2015

Oh Schreck!

Meine Psychologin hat mir gestern verkündet, dass ich nur noch einen Termin bei ihr habe. Nur noch einen! Und sie macht einfach Schluss mit mir...

Wie bitte??? 

Die zwei Jahre meiner psychologischen Therapie mit ihr sind jetzt vorbei. Schluss. Ende. Aus.

Auch das noch! Keine Psycho-Gespräche mehr? Keine Termine? Jetzt? Ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt!!! 

Wenn ich keine Termine bei meiner Psychologin mehr habe, muss ich ja gar nicht mehr aus dem Haus. Das geht doch nicht! Dann brauch ich ja gar nicht mehr Bus fahren. 

Dann verliere ich doch meinen Nebenjob als Schwarzfahrerin!

Das kann sie mir doch nicht antun!

Sunday, 18 January 2015

Gespräch mit einer Schwarzfahrerin

Vielleicht sollte ich diese unangenehmen Gespräche über meine momentane Situation anders führen:

Eine Bekannte: Hallo Maria, wie schön, dich mal wiederzusehen!
Ich: Ja, finde ich auch, es ist schon so lange her...
Eine Bekannte: Und jetzt hast du wieder mehr Zeit? Wie geht es dir denn?
Ich: Sehr gut, und dir?
Eine Bekannte: Ach Stress wie immer... Und bei dir? Arbeitest du nicht mehr in der Buchhandlung?
Ich: Nein, ich arbeite jetzt als freie Mitarbeiterin beim öffentlichen Verkehrsdienst.
Eine Bekannte: Oh, wie interessant. Und was machst du da?
Ich: Ich überprüfe die Nutzung der Fahrkarten.
Eine Bekannte: Aha, und wie?
Ich: Ich teste die Frequenz von Fahrkartenkontrollen, untersuche die Korrelation zwischen Fahrpreisen und Bußgeldern und erfasse wie oft Schwarzfahrer erwischt werden.
Eine Bekannte: Interessant, ich wusste gar nicht, dass das auch alles untersucht wird.

(Ich: Könntest du ja auch mal ausprobieren...)

Ich: Doch, doch, und ich bin nicht die einzige Mitarbeiterin in diesem Gebiet.
Eine Bekannte: Echt? Wie viele Kollegen hast du denn?
Ich: Naja, ich arbeite alleine, aber da sind noch einige andere, die das Gleiche machen.
Eine Bekannte: Na sowas, ich dachte es gibt nur Busfahrer und Kontrolleure...
Ich: Das dachte ich früher auch. Aber mein Job gehört auch dazu, nur von einer anderen Perspektive.
Eine Bekannte: Ach so...
Ich: Und es ist besonders für die Kontrolleure wichtig. Ich bin ja für die Fahrkarten-Nutzung zuständig und sie sind für die Kontrolle der Nicht-Nutzung zuständig. 
Eine Bekannte: Verstehe... 

(Ich: Wirklich?) 

Eine Bekannte: Und hast du auch mit Kontrolleuren oder Busfahrern zu tun?
Ich: Also, die Busfahrer treffe ich sehr oft, aber nur so im Vorbeigehen. Doch manchmal muss ich mit den Kontrolleuren zusammen arbeiten.
Eine Bekannte: Oh, das macht bestimmt keinen Spaß, oder? 
Ich: Gottseidank hatte ich bisher noch nicht so viel mit ihnen zu tun. Doch früher oder später wird es wohl dazu kommen. Das könnte schon etwas unangenehm werden.
Eine Bekannte: Das glaube ich, die sind doch immer so unfreundlich. 

(Ich: Ach ja? Hast du schon Erfahrung damit?)

Eine Bekannte: Und wie wird das bezahlt?
Ich: Naja, als freie Mitarbeiterin ist das sehr kompliziert, es hängt von den Ergebnissen meiner Untersuchung ab, sozusagen auf Provisions-Ebene, und leider nicht besonders lukrativ.
Eine Bekannte: Oh, das ist doof... Aber es klingt wirklich interessant. Macht es dir denn auch Spaß?
Ich: Also, ich muss schon sagen, es ist total spannend und eine echte Herausforderung für mich.
Eine Bekannte: Das freut mich für dich.
Ich: Vielen Dankschön.

Sie würde bestimmt nicht fragen, wie dieser intellektuelle Beruf eigentlich heißt.


Friday, 16 January 2015

Danke für das tolle Gespräch!

Inzwischen fällt es auf, dass ich nicht mehr arbeite. Ich ziehe mich nicht mehr so chic an, schminke mich nicht mehr jeden Tag. Bringe Thea etwas später in den Kindergarten, muss nicht so hetzen. Gehe öfter mal einkaufen, bringe pünktlich die Mülltonne zur Straße. Nehme die Pakete der Nachbarn an, halte ein Schwätzchen mit dem Postboten. Treffe wieder mehr Mütter beim Abholen, unterhalte mich länger mit den Erzieherinnen

Das ist positiv und negativ. Einerseits ist es nett wieder mehr Zeit zu haben und Freunde und Bekannte zu treffen. Aber früher oder später kommen die unangenehmen Fragen. Besonders mit denen, die ich schon in der Buchhandlung getroffen hatte.

Gespräch mit einer Erzieherin:

Erzieherin: Hallo Frau M., wie schön sie jetzt wieder öfter zu sehen!
Ich: Ja, ich habe jetzt wieder etwas mehr Zeit...
Erzieherin: Da haben Sie es aber gut! Und wie steht es mit ihrem Praktikum? Arbeiten sie noch in der Buchhandlung? 
Ich: Leider nein. Die Übernahme hat nicht geklappt.
Erzieherin: Wie schade! Es hat ihnen doch so viel Spaß gemacht.
Ich: Tja...
Erzieherin: Und ihre Maßnahme? 
Ich: Die ist jetzt auch vorbei.
Erzieherin: Das tut mir aber leid.
Ich: Mir auch...
Erzieherin: Und wie geht es jetzt weiter?

Dann kommen die ätzenden Antworten: ... erstmal erholen... Neustart... Jobsuche... auf meine Schwerbehinderung zurückgreifen... 

Und dann:

Erzieherin: Ich drücke ihnen auf jeden Fall die Daumen.
Ich: Vielen Dank.

Gespräch zu Ende. Gottseidank.

Tuesday, 13 January 2015

Ich habe es getan...

Ich war gestern in der Buchhandlung und habe den Brief abgegeben. Ich hatte Glück, es war die richtige Kollegin da. Es war schön, sie wieder zu sehen und ein bisschen mit ihr zu plaudern - und auch traurig. 

Jetzt bin ich ein bisschen nervös. Frage mich, wer wird den Brief lesen? Wie werden sie es auffassen? War es richtig es zu tun? Was denken sie jetzt über mich? Und wann traue ich mich wieder hinzugehen?

Aber ich habe noch etwas anderes getan. Ich bin wieder schwarz gefahren. Ja, ich habe es wieder getan!

Ein bisschen nervös war ich schon, es ist ja etwas länger her, seit ich es zuletzt gemacht habe. Aber wegen meinem Trotz, dass ich jetzt tatsächlich wieder nichts mehr zu tun habe, konnte ich mich einfach nicht davon abhalten, wieder als Schwarzfahrerin einzusteigen.

Jetzt könnte ich meinen Blog nämlich zu: "Aus dem Leben einer Schwarzfahrerin" umbenennen, und nicht: "Aus dem Leben eines Taugenichts".

Monday, 12 January 2015

Besser als Nichts!

Heute habe ich beschlossen, wieder mit meinem altbewährten Nebenjob anzufangen. 

Als ich nämlich am Freitag in der Buchhandlung war, hatte ich zwar das Gespräch mit dem Chef, aber den Kolleginnen konnte ich die Pralinen und den Brief noch nicht übergeben. Denn ausgerechnet das Buch, was ich Noah versprochen hatte, war nicht da. Also musste ich es bestellen und dann zwangsläufig am nächsten Tag abholen. Ich wollte aber nicht gleich nach einem oder zwei Tagen nachdem sie den Brief gelesen haben wieder in die Buchhandlung gehen. 

Außerdem war nur eine Auszubildende in der Abteilung, die ich zwar kannte, aber ich hatte nicht mit ihr zusammen gearbeitet. Ihr wollte ich die Pralinen und den Brief nicht übergeben, also hatte ich es noch einmal verschoben. 

Aber heute muss ich es hinter mich bringen. Am liebsten würde ich es der Kollegin geben, die mir am nächsten stand, der ich meine Krankheit schon gesagt hatte und die mich auch bei dem Gespräch mit dem Chef noch in Schutz genommen hatte. Hoffentlich habe ich heute mehr Glück als am Freitag.

Und da meine Monatskarte gerade gestern abgelaufen ist und ich jetzt die Fahrkosten nicht mehr von der Rentenversicherung bezahlt bekomme, habe ich beschlossen wieder schwarz zu fahren.

Bis zum bitteren Ende, bis ich erwischt werde oder bis ich einen anderen Job bekomme.

Denn auf die Frage: Was arbeitest du eigentlich? mit "Nichts" antworten, ist unerträglich.

Thursday, 8 January 2015

Komische Woche...

Traurig sind die Tage, nachdem mein Praktikum in der Buchhandlung vorbei ist. Die Zeit vor Weihnachten war anstrengend, aber so viel erholen muss ich mich gar nicht und die Tage zu Hause sind langweilig. Ich würde gerne wieder arbeiten und vermisse die Arbeit dort. 

Im Moment warte ich auf einen Anruf vom Chef, schließlich muss ich früher oder später mit ihm besprechen, wie es mit mir weitergeht. Es muss geklärt werden, ob ich vielleicht tatsächlich als Aushilfe weiter arbeiten könnte, und wie das mit den letzten fünf Stunden ist, die ich abgesagt hatte, die ich aber schon bezahlt bekommen habe. Ich hoffe ich muss die fünf Stunden nicht mehr nachholen und ich kann mir nicht mehr vorstellen, als Aushilfe einzuspringen. Im Kinder- und Jugendbuch haben sie jetzt einen neuen Kollegen, im Abholfach war ich schon lange nicht mehr, und woanders einspringen, bei irgendwelchen Sachen flexibel und schnell aushelfen, das liegt mir nicht - und das weiß er jetzt. 

Ich bin gespannt, was er sagen wird. Ich nehme an, es wird darauf hinauslaufen, dass mein Vertrag beendet wird. Ich will versuchen ihm noch zu sagen, dass ich eine Schwerbehinderung von 50 GdB habe. Immerhin hat das für Arbeitgeber auch gewisse Vorteile. Vielleicht kann er ja tatsächlich noch eine Schwerbehinderte gebrauchen.

Außerdem drücke ich mich ein bisschen davor den Brief, den ich meinen Kolleginnen geschrieben habe, vorbeizubringen. Aber es ist mir schon wichtig, dass sie ihn lesen...

So, Beschluss gefasst: Morgen gehe ich in die Buchhandlung, hole meine Sachen aus dem Schließfach und besuche die Kolleginnen im Kinder- und Jugendbuch. (Schließlich haben wir mit Noah und Thea über Weihnachten viel gelesen, also brauchen wir neue Bücher!) Dann gebe ich ihnen die Pralinen, die ich eigentlich an meinem letzten Tag spendieren wollte - und zum Schluss meinen Brief

Danach versuche ich spontan mit dem Chef zu sprechen. Wenn das nicht klappt, lass ich ihm einen Gruß ausrichten. 

Dann ist er am Zug.

Tuesday, 6 January 2015

Hallo meine lieben Ex-Kolleginnen,

als erstes möchte ich mich noch mal ganz herzlich bei Dir, Susanne, bedanken, dass wir die Tage getauscht haben. So hatte ich eine schöne Weihnachtszeit mit der Familie, vor allem auch für die Kinder, die ihre Großeltern so selten sehen. Dass ich dann den getauschten Tag absagen musste, tut mir ganz, ganz schrecklich leid. Es wäre doch mein letzter Tag bei euch gewesen... Aber mein Sohn war ausgerechnet am Tag vor unserer Abreise schon ganz schlapp, hatte Kopfschmerzen, und dann eine schlechte Nacht mit Fieber und wenig Schlaf. Da konnten wir nicht fahren, sieben Stunden Autofahrt wären einfach zu viel für ihn gewesen. Am nächsten Tag ging es ihm besser, dafür fing das gleiche bei meiner Tochter an...

Aber ich wollte diesen Brief noch aus einem anderen Grund schreiben. Am liebsten hätte ich es euch einmal persönlich gesagt, aber dafür hatten wir keine passende Gelegenheit und auch einfach keine Zeit. Ich hätte euch so gerne erzählt, weshalb ich diese Hilfe zum Wiedereinstieg ins Berufsleben bekommen habe – und was der wesentliche Grund ist, weshalb sich meine Zeit bei euch nicht so positiv entwickelt hat, wie ich es mir erhoffte und gewünscht hatte.

Die Maßnahme habe ich von der Rentenversicherung bekommen nachdem ich eine schwere Krankheit überstanden hatte und um zu testen was ich noch arbeiten kann. Ich hatte Epilepsie und wurde vor zwei Jahren am Gehirn operiert.

Vor vier Jahren wurde bei mir festgestellt, dass ich wahrscheinlich schon seit der Geburt in der linken Gehirnhälfte eine Narbe/Kruste (Läsion) hatte, die epileptische Anfälle auslöste. Diese Anfälle kannte ich schon seit meiner Jugend, nur waren sie so klein und unscheinbar, dass ich sie nicht richtig beschreiben konnte. Ich hatte irgendwie ein komisches Gefühl. Die Anfälle machten mir nichts aus, ich verlor das Bewusstsein gar nicht, sondern nur die Konzentration, wurde abgelenkt, wollte dass es aufhört... Es dauerte nur ein paar Sekunden/Minuten, schlimmstenfalls hatte ich danach Kopfschmerzen. Doch vor vier Jahren hatte ich einen etwas stärkeren Anfall, dann wurde mein Gehirn untersucht und die Narbe gefunden.

Dann ging die Krankheit erst richtig los. Viele Untersuchungen, Arzttermine, Krankenhausaufenthalte. Ich habe versucht die Anfälle mit verschiedenen Tabletten zu stoppen, unterschiedliche Dosierungen, Kombinationen... Leider ohne Erfolg, zu viele Nebenwirkungen und immer noch Anfälle... Also musste ein Teil des Gehirns entfernen werden. Leider nicht nur ein Teil des linken Schläfenlappens, sondern auch noch der Hippocampus, der für die Gedächtnisfunktionen zuständig ist – und das hat Konsequenzen. Anfälle habe ich keine mehr. Aber nur mit dem Hippocampus auf der rechten Seite ist die Leistung des Gedächtnisses einfach geringer.

Im Prinzip habe ich Glück gehabt, immerhin habe ich meine Erinnerungen behalten und komme mit alltäglichen Sachen gut zurecht. Aber am Anfang hatte ich große Problem mir Details zu merken, konnte nicht mehr lesen, da ich einfach nicht behalten habe, was da stand. Und ich geriet ins Chaos, wenn die Dinge nicht wie gewohnt abliefen und je komplizierter die Abläufe, desto chaotischer wurde es für mich. Manchmal hatte ich sogar Schwierigkeiten beim Kochen, Schlüssel vergessen...

Außerdem kam es bei der Operation zu einem Blutgerinsel im Sprachzentrum, das führte dazu, dass ich erhebliche Sprachproblem hatte (Aphasie). Mir fehlten oft die Worte und ich konnte mich nicht richtig ausdrücken, das führte oft zu Missverständnissen (Kindergarten/ Schule, 17 Uhr/7 Uhr, Bushaltestelle/Bahnhof, heute/morgen) und vor allem war es sehr schwer den Kindern Fragen zu beantworten, Sachen zu erklären...

Im ersten Jahr habe ich sehr intensiv mit Logopädie, Ergotherapie, Neuropsychologie und Reha-Aufenthalten ganz viel wieder aufbauen können. Aber leider nicht alles. Ich habe jetzt einen geringeren Wortschatz und immer noch leichte Wortfindungsstörungen. Das ist ok., denn ich kann die Worte, die mir nicht einfallen, umschreiben, ersetzen, mich anders ausdrücken. Mit meinem Gedächtnis wurde es auch besser. Ich habe wieder angefangen Bücher zu lesen, kann mir Inhalte merken, wieder normal kochen und mit Computern umgehen.

Im zweiten Jahr war ich für den Einstieg ins Berufsleben bereit und habe die Maßnahme genehmigt bekommen. In den ersten vier Monaten habe ich Deutsch, Mathe und ganz viel EDV aufgefrischt, durch intensives Gehirnjogging mein Gedächtnis trainiert und verbessert, und auch durch psychologische und berufliche Beratung überlegt, wie ich mir mein Berufsleben vorstellen könnte. In eure Buchhandlung zu kommen, war mein Traum (schon vor der Operation!) und meine Berater waren zuversichtlich und haben mir gut zugeredet es zu versuchen. Schließlich hatte ich mich im ersten Teil der Maßnahme gut entwickelt. Aber ob ich tatsächlich im wirklichen Berufsleben dazu fähig bin, konnte man mir nicht vorhersagen... Deshalb das Praktikum.

Ich fand der erste Monat bei euch ging ganz gut los. Es hat mir so viel Spaß gemacht und ich bekam auch manchmal positives Feedback von Kunden, wenn ich ein schönes Buch empfehlen konnte – das fühlte sich so gut an. Als Katrin zu mir sagte, ich soll mich für die Stelle bei Euch bewerben, habe ich mich sehr gefreut, dass sie es mir zugetraut hat – und ich war auch zuversichtlich, dass ich es schaffen könnte. Deshalb habe ich den Vertrag für Dezember unterschrieben. Aber mit der Absage kam der Druck durch das Arbeitsamt, der Rentenversicherung und auch die steigende Kundenanzahl. Dann kamen Enttäuschung, Unsicherheit, Probleme... Da bin ich einfach aus der Bahn geraten. Und dann hat sich leider auch gezeigt, dass ich mich nach drei Monaten bei euch immer noch nicht gut genug eingearbeitet hatte, langsam bin, immer noch zu viel Hilfe brauche, Fehler mache... 

Das ist ernüchternd und bitter, da merke ich, dass sich mein Gedächtnis verschlechtert hat, denn vor der Operation war ich anders!

Es tut mir unendlich leid, wie meine Zeit bei Euch gelaufen ist. Es tut mir sehr, sehr leid, dass ich Euch nicht so richtig helfen konnte. Ich habe mir so große Hoffnungen gemacht, mich einzuarbeiten, eine gute Kollegin zu werden... Es ist so eine tolle Arbeit in der Buchhandlung und bei den Kinder- und Jugendbüchern ganz besonders schön. Ihr seid ein tolles Team! Ich vermisse es jetzt schon!

So, jetzt habe ich genug gejammert. Aber das wollte ich einfach los werden, euch sagen wie es bei mir so gekommen ist. Vielleicht könnt ihr mich jetzt ein bisschen besser verstehen...

Ganz liebe Grüße
Eure Maria M.