Ich habe Urlaub. Die erste Woche Urlaub seit dem Beginn meiner Maßnahme. Morgen fahren wir in den Süden, auf einen Campingplatz in Frankreich, weit weg von Norddeutschland und hoffentlich in wunderbares, schönes Wetter, viel Spaß mit den Kindern, relaxen, genießen, ausruhen - und auch weg von meinen Gedanken über mein Praktikum, meine Arbeit, mein Können, meine Zukunft.
Vorher muss ich aber noch ein bisschen über den ersten Monat in der Buchhandlung nachdenken - ein kleines Fazit ziehen. Kurz gesagt, ich finde es einfach toll, dort zu arbeiten und ich möchte unbedingt dort bleiben - egal was ich arbeiten soll.
Aber der erste Monat war auch nicht so einfach für mich, und ich bin immer noch nicht sicher, ob es für mich Sinn macht, ob ich gut genug dafür bin, und ob ich wirklich Chancen habe, übernommen zu werden. Die Arbeit an der Kasse habe ich überstanden, mehr oder weniger war es ok. Aber hundertprozentig eingearbeitet in die Arbeitsabläufe an der Kasse bin ich noch nicht. Mir sind immer noch einige Sachen unklar, ich musste mir immer wieder von den Kollegen helfen lassen. Und ein paar kleine Fehler sind mir passiert, eigentlich jeden Tag eine Kleinigkeit. Nichts besonders schlimmes, aber einen positiven Eindruck macht das bei den Kollegen nicht, denn sie mussten mir immer mal wieder helfen. Wenn sie jetzt gefragt werden, ob ich übernommen werden soll, bekomme ich - glaube ich - zwar kein kategorisches "nein", aber auch bestimmt kein spontanes "Ja".
Was mich an mir persönlich besonders stört ist, dass ich immer noch sehr unsicher und zurückhaltend bin, ganz und gar nicht selbstbewusst. Ich habe Angst, etwas nicht richtig zu machen, traue mir nicht zu, etwas schon alleine machen zu können. Ich ziehe mich immer wieder zurück, gebe an die Kollegen ab und frage mich immer wieder, ob ich etwas falsch gemacht habe. Das merkt man, die Kollegen, die Kunden und auch ich. Und ich hasse mich dafür. Aber ich kann es nicht ändern. Noch nicht!
Ganz toll fand ich den Tag, als ich in der Taschenbuch-Abteilung gearbeitet hatte und einige Kunden beraten konnte, was für Bücher sie lesen könnten. Das hat mir so viel Spaß gemacht. Mit einer Frau hatte ich mehrere Büchertische angeschaut und ihr einige Bücher vorgestellt.
Es war so toll, dass diese Frau eine halbe Stunde später auf mich zu kam und mir dann gesagt hatte, für welche Bücher sie sich entschieden hat. Zwei meiner Lieblingsbücher, die ich ihr empfohlen hatte. Ich freu mich, dass ich sie überzeugen konnte - und ich bin sicher, dass ihr diese Bücher gefallen werden.
Am liebsten würde ich jetzt ganz viele Bücher lesen, damit ich auf dem Laufenden bin, was es im Moment für tolle Geschichten gibt, gute Bücher, schlechte Bücher, Krimis oder Liebesromane, leichte oder anspruchsvolle Literatur, lustige Bücher, schräge Bücher, ernste Bücher,... damit ich ganz viele Kunden beraten kann. Das würde mir so viel Spaß machen.
Andererseits fand ich es auch super im Büro zu sitzen und die Rezensionen für den Kanon der Literatur zu lesen. Bei dieser Aufgabe habe ich mich besser gefühlt, sicherer, competenter. Am Computer mit einem einfachen Programm Texte in ein Format zu bringen, redigieren, Listen schreiben, alphabetisch sortieren, da habe ich mich sicher gefühlt. Das ist etwas was ich gut kann, und was mir auch wirklich viel Spaß gemacht hat.
Interessant fand ich, dass mir da eigentlich auch ziemlich viel Verantwortung übertragen wurde. Ich bin diejenige, die die Texte bis zum Schluss überarbeitet hat. Ich wurde gefragt, ob sie jetzt übergeben werden können. Es war mein grünes Licht! Ich hoffe so inständig, dass ich es auch gut hinbekommen habe, und nicht irgendetwas falsch gemacht, vergessen oder übersehen habe.
Doch die Kollegin, die eigentlich dafür zuständig war, hat mich gelobt. Sie sagte dem Chef, dass ich für sie eine große Hilfe war, dass ich sie sehr unterstützt habe, dass ich eigentlich Sachen gemacht habe, die sie hätte machen sollen. Dass ich außerdem nicht nur beim Kanon der Literatur geholfen habe, sondern auch im Verkauf und an der Kasse. Das kam beim Chef sehr gut an und er hat sich dann bei mir bedankt ("herzlichen Dank"). Das fühlt sich so gut an!!!
Ich muss aber dazu sagen, dass der Chef eine Woche im Urlaub war, also gar nichts mitbekommen hat. Und dass auch die Kollegin von meiner Arbeit an der Kasse nichts mitbekommen hat. Also kann sie nicht wirklich beurteilen, ob ich da tatsächlich eine große Hilfe war. Außerdem hat das "herzlichen Dank" auch etwas mit einem schlechten Gewissen zu tun, da ich von ihnen nicht bezahlt werde. Ich bin ja nur Praktikantin... Aber es fühlt sich trotzdem sehr gut an!
Jetzt freue ich mich auf den Urlaub. Leider nur eine Woche, so viele Bücher werde ich also nicht lesen können. Aber eins möchte ich fertig lesen und ein neues anfangen... Lesen macht Spaß, es gibt so viele gute Geschichten!
Und dann freue ich mich wieder auf die Zeit in der Buchhandlung.
No comments:
Post a Comment