Sunday, 15 June 2014

Eine überraschende Herausforderung...

Am Freitag hatte ich das Vorstellungsgespräch in der Buchhandlung. 

Es war ein anstrengendes und sehr anspruchsvolles Gespräch mit einem der Inhaber-Brüder und einer Frau aus dem Bereich "Werbung" (das habe ich nach dem Gespräch auf ihrer Homepage recherchiert). Ich hätte nicht gedacht, dass für ein Praktikum so ein hartes Vorstellungsgespräch gehalten wird. Die Frau sagte fast nichts, schüttelte nur ständig den Kopf, wenn es um potentielle Aufgaben in der Veranstaltungsorganisation ging. Aber der Mann stellte mir Fragen wie in einem Polizei-Verhör.

Sie sind so weit weg aufgewachsen, wie sind sie hierher gekommen? Was haben Sie studiert? Wie sind sie zu ihrem ersten Job gekommen? Was haben sie dort gearbeitet? Wieso haben sie damit aufgehört? Was hat sie an der neuen Stelle interessiert? Was haben sie in diesem Job gearbeitet? Wieso sind sie dann auch von dort weg gegangen? Wieso sind sie ins Ausland gegangen? Was haben sie dort gemacht? Wieso sind sie wieder zurück gekommen? Warum hierher und nicht in die Stadt ihrer letzten Arbeitsstelle? Was arbeitet ihr Mann? Wie alt sind ihre Kinder? Wie werden ihre Kinder betreut? Was machen sie in der Freizeit? Was lesen sie? Wann haben sie angefangen nach einer Stelle zu suchen? Warum haben sie so lange nicht gesucht? Warum wollen sie ein Praktikum? Warum machen sie eine Maßnahme? Wie ist denn diese Maßnahme? Was machen sie denn jeden Tag? Wie stellen sie sich denn ihr Praktikum bei uns vor? 

Nach einer dreiviertel Stunde hatten wir meinen Lebenslauf, meine Berufserfahrung und die Möglichkeiten, die in dem Praktikum für mich in Frage kämen, sehr detailliert durchgesprochen und ich musste meine "schwere Krankheit" erwähnen (das wurde aber ganz gut aufgefasst). Ich fühlte mich völlig durchleuchtet und ausgequetscht. Doch zu Ende war es noch nicht! 

Der Bruder kam und sprach mich an meine Zeit, als ich teilweise mit ihm Kontakt hatte, an. Er konnte sich nicht an mich erinnern, aber er hatte wohl mit meiner ehemaligen Chefin über mich gesprochen. Er frage mich, ob mir dieser Job damals gefallen hatte, warum ich damit aufgehört hatte, was ich danach gemacht hatte und ich dachte, jetzt würde es wieder von vorne gehen... 

Dann kam plötzlich ein riesiger Hund direkt auf mich zu, fast auf meine Augenhöhe, ich konnte gar nicht anders, ich musste ich streicheln. Es war der Hund des Bruders und der ging dann mit ihm Gassi und ich war mit den anderen Beiden wieder alleine. Ich musste dann noch ein paar Fragen stellen und nach einer Stunde war das Gespräch endlich vorbei. Eine Zusage bekam ich nicht. Der Mann sagte, das werden sie untereinander ausmachen. Anfang nächster Woche wird er sich bei mir melden, oder ich soll mich melden, wenn er mich vergessen hat... Was ist denn das für eine Aussage? 

Danach führte er mich noch eine halbe Stunde lang durch die 6 Etagen der Buchhandlung.  Im Verwaltungsbereich stellte er mich in fast jedem Büro vor, in den anderen Etagen mindestens dem Abteilungsleiter, meistens noch einem Verkäufer oder Verkäuferin, seiner Frau und seiner Schwägerin... Er teilte irgendwelche Briefe/Unterlagen aus. Als wir endlich am Eingangstüre ankamen hatte ich lahme Arme vom Aktentasche schleppen, schwitzige Hände vom Händeschütteln, trockenen Mund vom ständigen Grüßen und einen mächtig verrauchten Kopf... Wenn der mich nächste Woche vergisst, bin ich aber wirklich beleidigt!

Als wir uns verabschiedeten, frage er mich noch ganz nebenbei, ob ich mich auch anderswo beworben hätte. Ich sagte, dass ich noch zwei Bewerbungen am Laufen habe und er wollte auch wissen wo. Dass ich mich noch bei einer großen Verlagsgruppe und dem Kulturinstitut beworben habe, machte auf ihn einen guten Eindruck. Ich finde es sind ganz gute Alternativen zur Buchhandlung, sie passen zu meinem Studium und zu meiner bisherigen Berufserfahrung. Aber zu meiner Krankheit passt es nicht! Und ich habe nichts über meine Probleme gesagt.

Ich hoffe, ich habe mich nicht zu sehr übernommen, mich nicht selbst überschätzt. Ich möchte nicht scheitern... Aber es ist ein Praktikum. Nur ein Praktikum! Es ist ein Versuch, mich wieder einzugliedern, zu testen ob ich wieder arbeiten kann. Und ich fange nicht als Assistentin des Geschäftsführers an sondern in einem Praktikum. Dann wird sich zeigen, wie viel ich kann, aber in diesem langen Gespräch habe ich mich mit meiner Sprache ganz gut geschlagen.

Und eine Zusage habe ich noch nicht!

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