Friday, 8 January 2016

Nachtrag zum Waschlappen vom 1. Dezember

Am Morgen nach dem rabenschwarzen Tag im Dezember, als ich eine halbe Stunde früher nach Hause gegangen war (und meine Kollegin wohl gemerkt hatte, dass es mir nicht gut ging): 

Kollegin: Geht es Ihnen heute wieder besser?
Ich: Ja, schon. Aber nicht zu 100 % gut.
Kollegin: Was ist denn los? War was gestern?
Ich: Ja, der Tag gestern war wirklich blöd.

Monolog:
Sie haben mich ja bei dieser blöden Situation mit der ehemaligen Kollegin gerettet, und mich beim Kuchen-essen angekündigt. Dann war es ja auch ok dabei zu sein. Aber ein bisschen komisch gefühlt habe ich mich schon. Da zu sitzen, und alle unterhalten sich und alle duzen sich. Nur mit mir nicht. Alle duzen sich - auch mit Frau Kawulok, die doch zwei Monate nach mir angefangen hat.

Es war ja ok für mich, mich noch nicht mit allen zu duzen. Ich bin ja noch nicht so lange hier - und duze mich auch schon mit einigen. Aber als ich da saß und zuhörte, habe ich gemerkt, dass Frau Kawulok, die zwei Monate nach mir gekommen ist, sich jetzt schon mit allen duzt.

Klar, es ist eine blöde Situation für mich, weil ich hier alleine sitze und noch nicht mal Pause machen kann. Da habe ich auch recht wenig Kontakt mit den anderen, da redet man nicht viel miteinander. Da dauert es einfach eine Weile bis man sich näher kennen lernt.

Aber da zu sitzen, und zu merken, dass sich alle duzen, nur mit mir nicht, da ist die Distanz noch viel größer. Da fühlt man sich wie ein Außenseiter. Das war wie ein Waschlappen im Gesicht. Ich verstehe das einfach nicht. Warum: Was habe ich denn falsch gemacht?

Kollegin: Nehmen Sie das nicht so ernst. Das ist leider so, die Kollegen sind ein bisschen gespalten. Wir drei sind hier im Sekretariat und der Rest ist in der Sachbearbeitung. Das ist eine Gruppe zu der wir einfach nicht dazugehören - und Sie gehören zu uns, ins Sekretariat. Die Sachbearbeiter haben einfach einen engeren Kontakt miteinander, weil sie auch viel mehr miteinander zu tun haben. Nehmen Sie das wirklich nicht zu persönlich. Ich habe auch ziemlich lange gebraucht, um mich mit Frau Schneider und Frau Lindemann zu duzen. Und Frau Kawulok hat mich einfach selbst gleich geduzt.

Dazu konnte ich nichts mehr sagen. Ich war so froh, dass ich sie darauf angesprochen hatte, dass ich offen gewesen war, meine Sorge los war. (Meinen Monolog hatte ich mir natürlich in einer endlos langen, schlaflosen Nacht überlegt, weil mich diese Situation einfach so mitgenommen hatte.) Und es war gut, dass ich mich zu diesem Gespräch überwunden hatte, denn ihre Antwort war beruhigend. Die Kluft zwischen Sekretariat und Sachbearbeitung ist nicht toll, aber wenigstens erklärte es die Situation.

Und es tat gut zu hören, dass nicht meine "liebe Kollegin" der Neuen das "Du" angeboten hatte, sondern, dass die Neue es von selbst einfach gemacht hatte. Dazu hatte ich mich natürlich nicht getraut.

Nach der Mittagspause kam meine Kollegin noch einmal zu mir ins Büro.

Kollegin: Mögen Sie Mon Cheri?
Ich: Eigentlich nicht. Ich finde entweder Schokolade oder Alkohol. Zusammen muss nicht sein.
Kollegin: Ich auch nicht. Aber Sie müssen jetzt. Ich habe nicht besseres gefunden.

Ich guckte sie verwirrt an und wusste nicht was ich sagen sollte. Da öffnete sie eine Schachtel Mon Cheri und reichte sie mir entgegen.

Kollegin: Greifen Sie zu. Ich biete Ihnen das "Du" an. Ich bin Monika.

Diese Mon Cheri Praline schmeckten besser als eine ganz 300g Tafel Milka NussNougat.

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