Gestern war ich wieder alleine im Sekretariat. Ich war schon ein bisschen nervös, denn das habe ich noch nicht so oft gemacht. Aber meine liebe Kollegin hatte mich am Tag vorher ganz gut instruiert und das habe ich ganz gut hinbekommen.
Allerdings war da auch noch eine sehr interessante Situation. Ich war ein bisschen früher ins Büro gegangen, da ich noch ein paar Dinge erledigen wollte bevor ich den Servicepoint öffnen musste. Als ich die Post aus dem Briefkasten holte, stand eine Kollegin aus der Psychotherapeutischen Abteilung eine Etage höher im Büro und war sehr überrascht, dass ich die einzige war. Ich ging schnell mit ihr die Post durch, um zu gucken, ob für sie etwas dabei war und wir hielten einen netten Smalltalk. Als sie dann gehen wollte, überlegte sie es sich doch noch mal anders und sprach mich an.
Kollegin: Jetzt muss ich sie doch noch mal was fragen. Wenn ich sie hier schon mal alleine antreffe, kann ich sie ja mal so unter vier Augen ansprechen...
Mein Adrenalin stieg sofort in die Höhe. Was zum Kuckuck wollte sie von mir "mal so unter vier Augen"???
Kollegin: Wir sind im Moment ein bisschen unterbesetzt und haben überlegt, ob Sie für uns
ab und zu ein bisschen was übernehmen könnten. Also da ist noch nichts spruchreif, nur mal so überlegen...
Ich: Ja klar gerne, wenn ich das kann... Um was geht es denn?
Kollegin: Zum Beispiel wenn unsere Sekretärin krank ist, da ist es schwierig wenn wir die telefonische Terminvergabe selber machen müssen. Dann wäre es super, wenn sie das für uns übernehmen könnten. Die Aufgabe passt ja auch zu ihrem Servicepoint dazu. Sie wären dann auch ein Service für uns.
Ich: Ja klar, telefonisch Termine für sie organisieren kriege ich ganz sicher hin...
Kollegin: Das ist jetzt auch noch lange nicht spruchreif, aber wir denken durchaus darüber nach und heute ist ja einfach eine wunderbare Gelegenheit sie mal anzusprechen...
Ich: Kein Problem und es ist ja schön zu hören, dass sie an mich denken.
In diesem Moment kam meine Chefin (die auch ihre Chefin ist) zu uns gelaufen. Sie hatte uns offensichtlich gehört.
Chefin: Na klar, das kann sie locker übernehmen...
Die Kollegin war sehr überrascht, dass sie auch da war und mitgehört hatte. Sie wollte das offensichtlich mit ihr noch nicht besprechen, sondern einfach mal anfühlen, was ich davon hielt. Aber dann war es zu spät. Die Chefin nahm die Idee interessiert und positiv an, malte sich aus, was ich alles übernehmen könnte, zum Beispiel das ganze Sekretariat (wo sich die Kollegin aber gleich sträubte! Und ich froh war!). Erzählte, dass ich in der Hierarchie ziemlich weit oben bin. Dass ich nämlich gar nicht in ihrer Abteilung angestellt bin, sondern beim höchsten Chef (also ist sie eigentlich gar nicht meine Chefin, sondern ihr Chef ist auch mein Chef). Ich gehöre also nicht nur in ihre Abteilung sondern auch in die anderen beiden Abteilungen in der zweiten Etage. Da könnte ich natürlich auch die Arbeit von Ihrer Abteilung übernehmen. Gottseidank hat die Kollegin aus der Psycho-Abteilung das dann auch gleich wieder runter geschraubt. Sie haben ja jetzt eine feste Sekretärin und alles ist gut. Nur eine bisschen Vertretung für die einfachen Sachen, wenn ihre Sekretärin krank ist. Das hat mich dann auch wieder ein bisschen beruhigt. Denn ein bisschen Telefondienst traue ich mir gerne zu, aber gleich noch ein weiteres Sekretariat übernehmen will ich auf keinen Fall. Jetzt zumindest nicht.
Aber es tut gut zu hören, dass meine Chefin mir zutraut noch ein bisschen mehr zu leisten. Dann scheint sie ja durchaus mit meiner Arbeit zufrieden zu sein. Das ist ein gutes Gefühl.
Doch so schnell noch mehr übernehmen zu müssen, da ist mir schon noch ein bisschen mulmig zu mute. Mit der neuen Maria M. bin ich nach drei Jahren und drei Monaten doch noch ziemlich unsicher.
Aber ich werde bestimmt nicht nein sagen.
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