Monday, 15 December 2014

Neue Zeit

Am Tag nach diesem Gespräch bin ich direkt vor dem Beginn meiner Arbeit zum Chef gegangen und habe noch einmal mit ihm über mich gesprochen. Ich fand, es war der passende Moment, um ihm von meiner Krankheit zu erzählen, schließlich ist es schon auch ein wesentlicher Grund meiner Probleme.

Die Sprachprobleme hatte ich nur am Rande erwähnt, schließlich komme ich im Moment ganz gut zurecht, und das vorrangige Problem ist, dass ich immer noch Schwierigkeiten habe mir Sachen zu merken und komplizierte Dinge schnell und problemlos umzusetzen (vor allem bei Bestellungen am Telefon, das kriege ich einfach nicht gut hin).

Das Gespräch machte einen ganz guten Eindruck. Er fand es gut, dass ich so ehrlich war und es ihm gesagt habe, und er hat gesagt, dass er meine Probleme jetzt auch besser verstehen kann. Es war ein gutes Gespräch, ich bin froh es gesagt zu haben. Jetzt weiß er, dass es einen besonderen Grund gibt, weshalb ich nach zwei Monaten einarbeiten immer noch Schwierigkeiten habe. Ich finde es besser, dass er jetzt weiß, dass ich operiert wurde, und nicht, dass er denkt, dass ich einfach zu doof für die Arbeit bei ihnen bin. 

Der Rest der Woche war wieder gut. Ich bin einfach nicht mehr ans Telefon gegangen, habe Kunden beraten, Fragen beantwortet, Bücher eingeräumt und bestellt. Ich fand die Kolleginnen waren ein bisschen zuvorkommender, besonders freundlich, vielleicht ein bisschen bemitleidend. Manchmal frage ich mich, wer sich beschwert hat, ob sie jetzt wieder zufrieden ist oder ob sie mich wirklich gerne losgeworden wäre. 

Ich fühle mich wieder besser und es macht mir wieder Spaß. Ab und zu gehe ich aus der Abteilung raus und sortiere die Vorschauen. Ich habe nicht das Gefühl, das zu brauchen, fühle mich einfach nicht mehr so unter Druck, wie in der Woche vorher. Aber das muss ich jetzt einfach erledigen, das habe ich mir ja selbst eingebrockt. Das macht keinen Spaß, es ist einfach ein stupides einräumen, und es ist eben wieder was neues, da muss ich wieder Fragen stellen. Da bin ich wieder die "Praktikantin" oder der "Depp vom Dienst".

Im Verkauf fühle ich mich jetzt manchmal ein bisschen überflüssig, da jetzt oft eine Kollegin dazu kommt. Es ist zwar viel mehr los, als im November, aber manchmal sind wir auch wirklich zu gut besetzt. Aber meine Kolleginnen brauchen Hilfe, eine Entlastung, und da ich es bisher nicht geschafft habe, haben sie jetzt noch eine zusätzlich bekommen. Aber mich sind sie nicht losgeworden! 

Dass eine Kollegin neu eingearbeitet wird, weil ich nicht mehr anständig zu gebrauchen bin, fühlt sich nicht gut an. Aber das muss ich jetzt akzeptieren, schließlich habe ich mir das selbst eingebrockt. 

Es ist ok, weil zwei Kolleginnen mich gestärkt haben, verständnisvoll sind - immer noch - und der Chef mir die Chance gegeben hat, es noch einmal zu probieren. 

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