Thursday, 3 July 2014

Einstiegs-Faux-pas

Heute habe ich schon eine meiner neuen Arbeitskolleginnen kennengelernt. Es war nicht der beste Einstieg.

Ich war in der Buchhandlung, um für einen Freund von Noah ein (Geburtstagsgeschenk-)Buch zu kaufen. Da ich sowieso da war, ließ ich mich zum Geschäftsführer führen, um mit ihm kurz noch zu besprechen, wann ich am ersten Tag kommen soll. Das Gespräch wurde dann ein bisschen ausführlicher als ich dachte. Er sagte mir, dass ich gleich im Bereich Taschenbuch anfangen würde, und in der ersten Woche in die Kasse eingearbeitet werde.

Ich muss also gleich ins kalte Wasser springen, denn an der Kasse arbeiten, ist viel anspruchsvoller als Bücher in Regale einräumen. An der Kasse muss man strukturiert arbeiten können. Da wird mit Karte oder bar bezahlt, da werden Gutscheine ausgestellt, Bücher umgetauscht, Rechnungen storniert, Geschenke eingepackt. Da werden nicht nur Bücher gekauft, sondern auch Zeitschriften, Geschenke, Spiele, Postkarten, dafür muss man andere Produktgruppen eintippen... An der Kasse muss man sehr flexibel sein und alles perfekt können. Genau das ist eins meiner Schwachpunkt - meine exekutiven Funktionsstörungen. Ich gerate manchmal ins Chaos, wenn ich mehrere Dinge gleichzeitig oder hintereinander machen muss, vergesse bestimmte Techniken, übersehe manche Sachen. 

So etwas ist mir schon lange nicht mehr passiert. Aber sechs Stunden am Tag so etwas machen müssen, ist für mich sehr anspruchsvoll, ist eine Herausforderung!

Dass es bei mir gleich so los geht, hätte ich nicht gedacht, aber ich muss mich nicht wundern. In meinem Lebenslauf steht nichts über meine Aphasie und den Funktionsstörungen. Die Berufserfahrung, die da drin steht, sind wesentlich anspruchsvoller als Regale einräumen. Ich habe sogar schon mal als Weihnachtsaushilfe im Buchhandel gearbeitet (in meinem Studium vor 14 Jahren und vor meiner OP!). 

Mir ist ein bisschen mulmig zumute, von mir wird ganz schön viel erwartet. Aber da muss ich jetzt durch! In diese Buchhandlung will ich rein!

Zum Schluss musste ich noch das Buch bezahlen. An der Kasse war ich, wegen des Gesprächs, ein bisschen nervös, fummelte in meinem Geldbeutel rum und holte zuerst meine EC-Karte heraus. Die Kassiererin nahm die Karte und steckte sie in das Laser-Gerät. Dann fand ich meine Kundenkarte und gab sie der Frau. Sie nahm die Karte und schaute mich direkt an. 

Kassiererin: Sind Sie vielleicht unsere Praktikantin?
Ich: Ja, ich fange nächste Woche an.
Kassiererin: Ich habe ihre Bewerbung bekommen und sie gleich erkannt. 
Ich: Oh, tatsächlich? 
Kassiererin: Sie werden gleich bei mir anfangen. Ich werde Sie an der Kasse einarbeiten. Und jetzt sage ich es Ihnen gleich: Unsere Kundenkarte muss zuerst gegeben werden.
Ich: Ja, das habe ich mir gleich gedacht. Aber es ist mir einfach so passiert.
Kassiererin: Jetzt wissen sie es ja. 

Das geht ja gut los, ich habe keinen guten Eindruck gemacht. Ich wusste, dass es andersrum geht, warum habe ich es trotzdem so gemacht?

Und meine Kollegin in spe machte auch keinen besonders freundlichen Eindruck auf mich.

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