Sunday, 23 February 2014

Ein Cent für Zalando

Es hat etwas länger gedauert, bis ich endlich mein Experiment mit der falschen Überweisung ausgeführt hatte.

Ich wollte eigentlich eine Rechnung von Amazon mit drei Euro zu viel bezahlen. Ein kleines Problem war, dass ich für Amazon eine Einzugsermächtigung habe. Also ist es ziemlich kompliziert eine falsche Überweisung zu machen.

Doch neulich hatte ich wieder einmal eine Bestellung 
bei Zalando gemacht. Diesmal von Tamaris schwarze Cowboy- Bikerstiefeletten für 49,95 Euro . Sie haben einen Absatz von 6 cm und sind tot schick. Dafür, dass sie mir auch noch so gut passen, fand ich den Preis erstaunlich billig. Als ich die Rechnung überweisen wollte, fiel mir mein Experiment wieder ein. Denn ich war wirklich sehr zufrieden. Wenn ich in einem Laden solche Schuhe gefunden hätte, hätte ich sie bestimmt auch für 10 Euro mehr gekauft.

Also beschloss ich die falsche - zu hohe - Überweisung wieder bei Zalando auszuprobieren. Ich überlegte hin und her, wie ich es am besten machen könnte, denn so einfach ist eine falsche Überweisung nicht. Der Zahlendreher bei einer Rechnung von 49,95 Euro ist zu hoch (also statt 49,95 Euro 94,95 Euro) und statt 49,95 Euro 53,95 eintippen, ist zu auffällig (die Zahl 53 hat nichts mit 49 zutun). Also überwies ich 10 Euro mehr (nur eine falsche Zahl).

Doch es war ein ziemlich langweiliges Experiment. Ein paar Tage später hat mir Zalando anstandslos 10 Euro zurück überwiesen.

Ein bisschen enttäuscht bin ich schon, wahrscheinlich waren 10 Euro zu viel. Vielleicht sollte ich es noch einmal versuchen. Aber mit einer sehr geringen Menge, vielleicht nur 3 Euro, oder 2 Euro, oder 1 Euro. 


Ja, ich bleibe hartnäckig. Ich probiere es bis zum bitteren Ende. Irgendwann muss es doch eine Grenze geben! Ich kann mir nicht vorstellen, dass Zalando für 50 Cent ein Inkassounternehmen anheuert. Selbst wenn, findet man denn ein Inkassounternehmen, das einen Auftrag für 10 Cent übernimmt?

Wenn sie das tatsächlich tun, halte ich es trotzdem noch durch. Das wäre doch wirklich ein sehr interessantes Gerichtsverfahren, in dem es um 5 Cent geht.

Und überhaupt, kann man eigentlich 1 Cent überweisen?

Wednesday, 19 February 2014

Lesemamas und Leseraben

Heute war mein Lesemama-Tag in der Schule. Ich war in der Deutschstunde und habe mit zwei Kindern je 10 Minuten lesen geübt. Es war sehr interessant, denn in dieser Stunde bekam ich einen Einblick, wie der Stand von Noahs Lernen ist. Wie gut kann Noah lesen? Ist er einer der Kinder, die es gut können, oder ist er einer der schlechteren Schüler. Jetzt weiß ich, wo sich die Klasse befindet und wo Noah steckt.

Ich las mit einem Mädchen und einem Jungen in der Fibel zwei Seiten mit dem Buchstaben P. Es war eine lustige Geschichte mit Piraten, Papageien, Palmen, Pilzen und Pampelmusen. Als das Mädchen anfing zu lesen, war ich schwer beeindruckt, wie schnell und flüssig sie lesen konnte. Viel schneller als Noah. Doch nach einer Weile merkte ich, dass sie die Worte gar nicht richtig las, sondern den Text auswendig konnte. Sie erzählte mir, dass sie jeden Tag die Geschichten zehnmal las. Kein Wunder, dass sie die Sätze auswendig konnte. Als ich sie die einzelnen Worte unabhängig von den Sätzen lesen lies, stockte sie. Sie verstand die Anlaute ei, ie, sch, st nicht. Noah kann besser lesen als sie. 

Der Junge konnte ganz gut lesen. Er konnte den Text auch auswendig, aber er las die Worte wirklich. Also versuchte ich, mit ihm ein bisschen anspruchsvoller zu üben. Ich lies ihn eine Seite lesen, die er noch nicht kannte. Das ging nicht so schnell wie die P-Geschichte, aber er konnte es ganz gut. Vielleicht ein bisschen besser als Noah. Aber nur ein kleines bisschen besser! 

Ich finde, dass es ganz sinnvoll ist, dass wir nicht immer nur die Texte in der Fibel lesen, sondern die tollen Bücher für die erste Lese-stufe, die "Leseraben". Es sind kurze, lustige Geschichten und sie haben auch Rätsel-Aufgaben. Das macht einerseits viel Spaß, aber andererseits ist es auch der Test, ob sie wirklich verstehen, um was es geht. Wenn man alle Geschichten gelesen hat, kann man dem Lese-Raben sogar eine Postkarte, mit den Ergebnissen schicken. Und wenn man alles richtig gemacht hat, kann man sogar etwas gewinnen. Ich glaube, Noah wird bald gewinnen! 

Es war auch wirklich eine gute Idee, als Lesemama zu helfen. Noah hat sich gefreut, dass ich da war und für mich war es wichtig ihm zu zeigen, dass es mir viel bedeutet, zu erfahren, wie es in seiner Schule ist. Noah war stolz, dass seine Mutter dabei war und mir hat es gut getan, zu merken, dass es ihm in der Schule gut geht.

Nächste Woche bin ich noch einmal dabei. Ich freue mich, und dann habe ich auch kein schlechtes Gewissen mehr, nicht mehr so viel Zeit für ihn zu haben.

Monday, 17 February 2014

Komische Tage...

Die Zeit nach den vier Wochen meiner ersten Maßnahme, ist anders geworden. Ich hatte mich schon daran gewöhnt eine Arbeit zu haben, erst um vier Uhr nach Hause zu kommen und noch den Haushalt erledigen müssen.

Jetzt bin ich wieder den ganzen Tag zuhause und habe bis 15 Uhr Zeit für mich alleine. Ich sollte es genießen, denn bald fängt meine zweite Maßnahme an. Dann komme ich wieder erst um 16 Uhr nach Hause, muss Thea abholen, Noahs Hausaufgaben angucken, den Haushalt erledigen, putzen. Und dann habe ich 9 Monaten lang keinen Urlaub.

Aber irgendwie kann ich gar nichts damit anfangen. Ich habe nicht viel zu tun. Ich  habe keine Ergo-Therapie mehr und muss auch nicht kochen. Noah geht inzwischen sehr gerne in seine Schulkind-Betreuung und ich bin alleine.

Ich vermisse Noah. Die Hälfte seines ersten Schuljahrs war gar nicht so einfach. Ständig einkaufen gehen, kochen, überlegen was er wohl essen will und immer pünktlich zu Hause sein. Mich ärgern, dass ihm das Essen wieder einmal nicht schmeckt. Ihn zum Hausaufgaben machen animieren, mit ihm rechnen, lesen üben, schreiben lernen und versuchen ihn so zu verbessern, dass es ihn nicht frustriert. So einfach war das nicht. Schule ist kein Kindergarten, Lernen macht nicht immer Spaß.  

Aber es war auch sehr schön mit ihm. Auf ihn warten, bis er selbstständig nach Hause kommt. Zu zweit Mittag essen und manchmal gemeinsam überlegen, was ich für den nächsten Tag kochen könnte. Sich miteinander unterhalten, ihn fragen, wie es in der Schule war, ob es Spaß gemacht hat, was er gerade gelernt hat, und was für Hausaufgaben es gibt. Unsere zwei Stunden ohne Thea waren ruhig und angenehm. Er wirkte ein bisschen gelassener, vernünftiger. Er ist ein großer Junge.

Jetzt bin ich alleine, langweile mich. Ich habe keine Lust zum Putzen. Aufgeräumt habe ich schon und drei Kaffees habe ich auch schon getrunken.

Heute hole ich ihn mal früher ab.

(Und ich fühle mich startklar für den Beginn meines neuen "Jobs")

Thursday, 13 February 2014

Unberechenbare Tabletten

Ich habe gerade aus versehen meine doppelte Tablettendosis genommen. Ich fühle mich nicht gut. Schwindelig, zittrig, Kopfschmerzen.

Meine jetzige Tages-Dosis ist - obwohl ich seit einem halben Jahr runter dosiere - immer noch über der normalen Grenze, heute bin ich richtig weit drüber.

Potentielle Nebenwirkungen: rasche und unkontrollierbare Augenbewegungen, unbeholfene Bewegungen, fehlende Abläufe der Bewegungsabläufe, Gleichgewichtsbeeinträchtigungen, Schwindelgefühl, Koordinationsstörungen, Bewusstseinsverlust oder Koma.

Mein Arzt hat gesagt, ich soll versuchen es auszuhalten. Wenn es nicht geht, soll ich zu ihm in die Praxis oder ins Krankenhaus gehen. Wenn ich es bis heute Abend überstehe, soll ich trotzdem die Hälfte meiner Abend-Dosis nehmen. Dann bin ich über meiner höchsten Dosis vor der OP. Ich hatte damals aufgehört, weil ich starke Nebenwirkungen bekam.

Die Tabletten haben meine Anfälle vor der OP nicht gestoppt. Jetzt habe ich auch noch eine Überdosierung. Ich habe Angst vor Nebenwirkungen. Ich habe Angst vor einem Anfall. Epilepsie ist unberechenbar.

Monday, 10 February 2014

Urlaubszeit

Jetzt ist es soweit. Meine Belastungserprobung ist vorbei und mir wurde die neun-monatige Integrationsmaßname genehmigt. In drei Wochen geht es los.

Ich freue mich darauf, aber ich bin auch ein bisschen nervös. Jetzt geht es erst richtig los. Meine Mutter, die uns sehr viel abgenommen hat, ist nicht mehr bei uns. Also muss ich Thea in den Kindergarten bringen und abholen, wir müssen den Haushalt alleine führen, einkaufen, waschen, putzen, den Müll wegbringen, Blumen gießen, Unkraut jäten. Das macht den Alltag viel anstrengender als in den letzten vier Wochen, als meine Mutter uns so sehr geholfen hat. 

Dazu kommt, dass die Frau, die mich bisher in ihrem Auto mitgenommen hatte, wahrscheinlich nicht dabei sein wird. Das ist sehr schade, denn dann muss ich Bus fahren. Das heißt, dass ich viel früher aus dem Haus muss und viel später nach Hause komme. Morgens ist nicht so schlimm, wir müssen einfach früher aufstehen. Aber Thea aus dem Kindergarten abholen ist wirklich problematisch. Denn meine Arbeitszeit ist erst um 15.30 zu Ende, der Kindergarten macht aber schon um 16.00 zu und der Bus fährt 40 Minuten. Das ist praktisch unmöglich. Ich werde versuchen, es in der Maßnahme so zu regeln, dass ich eine viertel Stunde früher aufhören kann. Wenn das nicht geht, muss ich jemanden bitten Thea abzuholen und nach Hause zu bringen. Besser wäre es, wenn diese Frau doch dabei sein wird, und mich mitnimmt. 

Außerdem habe ich in den nächsten vier Monaten nur an Feiertagen frei. In den fünf Monaten Praktikum kann ich dann zehn Tage Urlaub nehmen. Das ist nicht nur sehr anstrengend für mich, sondern auch noch ein gravierendes Problem mit den Schulferien. Schon an Ostern hat Noah zweieinhalb Wochen Ferien. Entweder nimmt Florian Urlaub oder Noah muss zur ganztägigen Schuki-Betreuung. Ich habe ein schlechtes Gewissen, an Ostern ist Noah erst seit zwei Monaten dabei. Wer weiß, wie wohl er sich dort fühlt. Ich möchte nicht, dass er sich abgeschoben fühlt.

Heute ist mein erster "Urlaubstag", morgen gehe ich mit Noah in die Schule und lasse mir mit ihm zusammen zeigen, wo und wie die Schulkind-Betreuung sein wird. Ich hoffe, dass es uns beide zuversichtlich stimmen wird.

Wednesday, 5 February 2014

Die Gleichberechtigung auf dem Klo

Heute Vormittag hatte ich das wichtige Gespräch mit meiner Reha-Beraterin. 

Ich war als zweite dran und das erste Gespräch war nach einer viertel Stunde schon fertig. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht. Ich hatte gerade erst meinen Kaffee ausgetrunken und musste dringend aufs Klo. Aber ich traute mich nicht das zu sagen und dachte, ich könnte eine viertel Stunde bestimmt aushalten. Doch es dauerte etwas länger als eine viertel Stunde. Genaugenommen dauerte es eine dreiviertel Stunde. Ich hatte schon nach zehn Minuten keine Fragen mehr, aber sie antwortete so ausführlich, dass ich wirklich ins Schwitzen geriet.

Als es endlich fertig war, rannte ich schnell auf das Klo. Ich zog sofort die Hose runter, setzte mich erleichtert hin, furzte intensiv und lies einen lauten, großen Strahl sprudeln. Ich pinkelte und pullerte und es hörte und hörte nicht auf.

Dann ging die Türe auf, eine Frau lief schnell ins Klo neben mir, knallte die Türe zu, zog ihre Hose runter, furzte intensiv und ließ erleichtert einen großen, lauten Strahl fließen. Sie pullerte und pinkelte und hörte und hörte nicht auf. 

Als ich fertig war, sprudelt es bei ihr immer noch. Ich ging zum Waschbecken, drehte den Hahn auf und hielt meine Hände unter Wasser. Nach und nach wurde ihr Urinstrahl immer weniger und irgendwann hörte es auf. Sie zog die Hose wieder hoch, drückte die Spülung und kam aus dem Klo raus. Neugierig guckte ich in den Spiegel und wurde richtig überrumpelt. 

Es war meine Reha-Beraterin. 

Sie sah mich überrascht an und lächelte ein bisschen beschämt. Dann kam sie zu dem Waschbecken neben mir und wir wuschen uns neben einander die Hände.

Dann war ich fertig. Ich trocknete meine Hände und ging zur Türe. Ich sagte "tschüss" und ging einfach hinaus. 

Was für eine interessante Begegnung! Egal, wie alt man ist, egal, wie anders man aussieht, egal, in welcher Hierarchie man steckt.

Auf dem Klo sind alle Menschen gleich.

Tuesday, 4 February 2014

Heute...

Tief: 1. Noah hat meiner Mutter heute noch einmal gesagt, dass er nicht in die Schuki-Betreuung gehen möchte; 2. Vor dem Abendessen gab es einen heftigen Streit, es ging darum, wie viel Noah und Thea fernsehn dürfen. Das war sehr unangenehm, die wenigen Stunden, die wir haben sind kurz und sich in dieser Zeit zu streiten, macht mich traurig; 3. In dieser Woche müssen wir ein Gruppen-Projekt machen, in dem gezeigt wird, wie wir die Maßnahme fanden. Wir haben viel diskutiert und dann für 50 Euro Material gekauft, um etwas kreatives zu basteln. Ich hatte keine Ideen. 

Hoch: 1. kein Anfall; 2. Heute hatte ich ein Gespräch mit dem Dozenten über meine Tests aus der letzten Woche. Ich hatte mich selbst schlechter eingeschätzt als ich war. Fast alle Ergebnisse waren im Durchschnitt. Der Vogelnestbau und die technischen Messungen waren eher unter dem Durchschnitt, aber das war zu erwarten. Die Büro-Arbeiten (z.B. Reisekostenabrechnung, formelle Anschreiben,.. ) waren im Durchschnitt, damit bin ich zufrieden. Erstaunlicherweise war mein räumliches Vorstellungsvermögen, es über dem Durchschnitt und ich habe sogar bei mehreren komplizierten Stromkreis-Aufgaben keinen einzigen Fehler gemacht.

Es ist schade, dass ich es im Moment nicht schaffe, auch etwas anderes zu schreiben, als nur meine Hochs und Tiefs. Aber ich musste bis heute jeden Tag einen Tagesbericht schreiben. Das war ganz schön anstrengend, denn ich stand unter Zeitdruck. Ich hatte nur eine halbe Stunde Zeit. Und ich durfte nicht einfach "frei" schreiben, wie in diesem Tagebuch. Ich musste über das reflektiert, was in diesen drei Wochen passierte. Und ich musste das nicht nur verständlich schreiben, sondern auch aufpassen, wie ich es formulierte, denn es wird von allen Dozenten gelesen. Da fehlten mir oft die "richtigen" Worte.

Heute habe ich es abgegeben. Es ist wie es ist. Wie das ankommt, weiß ich nicht. Aber ich bin jetzt froh, dass es vorbei ist.