Zwei Tage nach dem Telefongespräch mit dem Geschäftsführer der Buchhandlung war ich in der Stadt und hatte mal wieder eine schlechte Ergo-Stunde. Wir spielten ein lustiges Spiel, aber es dauerte sehr lange und ich brauchte viel Hilfe. Lustig fand ich es am Schluss überhaupt nicht. Das Spiel war ab 7 Jahre und nicht ab 37.
Später war ich in der Buchhandlung und hatte mich von einer Buchhändlerin, die ich schon kannte beraten lassen. Sie ist wirklich klasse, sie zeigt mir immer ein paar Bücher, und erzählt mir ganz toll, um was es geht. Meistens kann ich mich gar nicht entscheiden, also kaufe ich oft einfach alle, sie hatte mich wirklich überzeugt. Eine Buchhändlerin sein, ist toll. So viele Bücher lesen, sie erzählen können, die Kunden so beraten, dass sie zufrieden sind und gerne kaufen. So würde ich gerne sein. So wäre ich gerne geworden. Wie wäre es gewesen, wenn ich nicht operiert worden wäre? Ich hätte es vielleicht versucht und Spaß gemacht hätte es mir sicher. Aber jetzt kann ich noch nicht mal Bücher gut lesen, geschweige denn sie zu erzählen. Es machte mich unendlich traurig. Ich bewundere und beneide diese Frau.
Als sie sich von mir abwenden wollte, konnte ich es einfach nicht lassen und sprach sie an. Ich mache mir einfach Hoffnung, den Job zu bekommen und in die Buchhandlung rein zu kommen. Ich sagte ihr, dass ich eine Bewerbung geschickt hatte, und fragte, ob ich vielleicht die Frau treffen könnte, die sich um die Stellen der Aushilfen kümmerte. Sie wusste es nicht, doch so hilfsbereit wie sie war, fragte sie eine Kollegin. Diese sagte, die Personalleiterin sei in einem Bewerbungsgespräch, es würde bestimmt noch zehn bis zwanzig Minuten dauern.
Das war wie ein kalter Waschlappen im Gesicht. Wie naiv ich bin! Natürlich bin ich nicht die einzige Person, die sich in einer Buchhandlung bewirbt. So schlau war meine Blind-Bewerbung nun wirklich nicht. Und so große Chancen habe ich schon gar nicht. Ich fühlte mich so mies, zehn bis zwanzig Minuten konnte ich nicht warten.
Also ging ich bezahlen und da kam der zweite Waschlappen, denn in dieser Kasse gab es ein paar Probleme. Das erste Mal wurde bar bezahlt und sollte als Geschenk verpackt werden. Das nächste Mal wurde ein Buch umgetauscht und die Kassiererin musste ein paar Tasten eintippen, einen Bon unterschreiben lassen und noch die Kundenkarte berücksichtigen. Die Frau vor mir wollte mit Karte bezahlen, doch das Gerät funktionierte nicht. Die Kassierin stand unter Druck, hinter mir standen inzwischen schon vier Kunden, und sie wirkte ganz schön nervös. Dass ich es in so einer Situation mit meinen exekutiven Funktions-Problemen irgendwie hin bekomme, ist utopisch - geschweige denn, wenn die Zeit immer weiter in die Nähe von Weihnachten geht und die Anfrage noch höher wird.
Ich fühlte mich richtig beschissen. Vielleicht sollte ich einfach nicht mehr in eine Buchhandlung gehen...
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