Als Spock gestern unser Bücherregal inspizierte fielen ein paar Bücher aus dem Regal. Unter anderem die Biografie von Jim Morrison von den Doors und ein Buch, das mir meine Mutter zu meinem 40 Geburtstag geschenkt hat.
Von meiner Mutter muss ich mir ja so einiges gefallen lassen, zum Beispiel der nervenaufreibende Spruch: "Du machst das ja alles ganz toll, ABER..." und dann kommen die Kommentare zu allem möglichen Dingen, die ich besser machen könnte.
Interessant ist auch, was sie mir alles schon geschenkt hat: ein Nähkästchen zur Hochzeit, Schwangerschaftsöl gegen Dehnungsstreifen vor Noahs Geburt. Zu Weihnachten ständig selbst gestrickte Wollsocken, Schals und Hüllen fürs Handy. Bei ihren Besuchen diverse Haushaltsutensilien (Mirkofaser Putztücher, Staubwedel, Fensterputzbesen). Zum Geburtstagen ganz spezielle Bücher (z.B. "Das Leben nach dem du dich sehnst - geistiges Training für Menschen wie du und ich"), eine okerfarbene Frottee-Bettwäsche und sogar einmal Unterhosen in Größe L.
Seit Beginn meiner Krankheit haben sich ihre Geschenke auf Gesundheit spezialisiert. Manuka Honig (zum Lindern von inneren und äußeren Beschwerden), Bio-Apfelessig (weiß leider nicht mehr für oder gegen was sie gesund sein sollen), Johanniskraut-Rotölkapseln (zum Beruhigen), diverse homöopatische Arzneimittel (für alles), Entspannungstee, Hallo-Wach-Tee, Gute-Laune-Tee, Gute-Nacht-Tee.
Doch zum 40. Geburtstag hat sie den Vogel abgeschossen. Sie hat mir ein Buch geschenkt. Ein Ratgeber-Buch von Carmen Thomads:
"Ein ganz besonderer Saft - Urin"
Ich war sprachlos. Meint sie das wirklich ernst? Trinkt sie das tatsächlich selbst?
Bei aller Liebe, ich bin ja schon bedacht mein Leben zu erhalten. Ernähre mich gesund, schlucke gewissenhaft meine Epilepsie-Tabletten, trinke ab und zu Gute-Laune-Tee und nehme (wenn sie da ist) einen Löffel Manuka Honig (schmeckt ganz gut). Aber ich trinke ganz bestimmt keinen Urin, nur um noch ein paar Tage oder Jahre länger zu leben!
Egal wie groß die Angst vorm Tod und der Wille zu Überleben ist, gesund sein ist doch nicht das einzig wichtige im Leben!
Je näher meine Operation rückte, desto mehr dachte ich an die Dinge, die ich gerne gemacht hätte. Da bereute ich, meine Träume nicht ausgelebt zu haben. Dass ich die Dinge, die ich gerne gemacht hätte, immer wieder verschoben habe.
In dem Moment als ich auf der Liege im OP-Saal lag und auf die Operation wartete, habe ich beschlossen, wenn ich überlebe mein Leben zu genießen.
Die Dinge, die mich interessieren auch wirklich tun. Nach Rumänien fahren, das Land und die Stadt kennen lernen, in der ich geboren wurde. Tanzen gehen. Ins Theater gehen. Vom Fünf-Meter-Brett springen. Sushi essen. Zur Frankfurter Buchmesse fahren. Ab und zu mal eine rauchen.
Carpe diem! Nutze die Tage, die du hast, tue was du wirklich willst, lebe dein Leben und verbringe die Zeit nicht mit dem Kampf gegen das Alter und irgendwelchen Wehwehchen.
Zu diesen Gedanken passte Jim Morrison ganz gut. Sein Devise: "Life fast and die young and give up a nice looking body" hat er offensichtlich zu exzessiv genutzt, schließlich ist er im Alter von 27 Jahren gestorben.
Aber mit einer kleinen Abweichung kann ich mich doch anfreunden:
Life fast and die later and never drink Pipi!
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