Sunday, 29 May 2016

Das Gespräch über die Lage kurz vorm Tod

Am Donnerstag war ich beim Aufklärungsgespräch für die Darmspiegelung nächste Woche. Es waren nur ca. 20 Minuten, aber ich hatte das Gefühl, es hätte mehr als eine Stunde gedauert.

Solche Gespräche nehmen mich immer ganz schön mit. Schon vor dem persönlichen Gespräch muss man Fragebögen ausfüllen, in denen man alle Einzelheiten von Krankheiten, Entzündungen, Operationen, Allergien... auslisten muss, die teilweise gar nichts mit dieser Krankheit zu tun haben. Trotzdem muss man alles angeben. 

Da wird alles wieder aufgekocht, was ich so mühsam versuche zu verdrängen. Die Hirn-OP, zwei Kaiserschnitte, Gebärmutter-OP, Nierenentzündung, jetzt auch noch der Blinddarm. Dann ist alles wieder da, die Angst vor einem erneuten Anfall, die Ungewissheit der Flecken im Gehirn, der vergrößerten Niere, der nicht ganz dichten Herzklappe, der epiretinalen Gliose, des komischen Zipfels im linken Auge. Und jetzt auch noch der Verdacht auf eine chronische Entzündung im Dickdarm.

Außerdem werden auch noch alle Risiken, Nebenwirkungen, Gefahren und Komplikationen aufgetischt, die bei dieser Untersuchung passieren könnten. Übelkeit, Schluckbeschwerden, Heiserkeit. Und auch noch Infektionen, Blutvergiftung, Nervenschäden, Krampfanfälle, Stoffwechselentgleisungen, Atemnot... 

Das fühlt sich nicht an wie ein ambulante Routine-Untersuchung, die zwar etwas unangenehm ist, die man aber locker hinter sich bringen kann. Nein, da fühlt man sich wie kurz vorm Tod.

Ich musste mich so beherrschen nicht zu weinen, dass ich gar nicht gefragt habe, was denn gemacht wird, wenn tatsächlich festgestellt wird, dass der Darm entzündet ist.

Ehrlich gesagt, will ich es auch jetzt gar nicht wissen.

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