Tuesday, 27 August 2013

Tschüss liebe Frau Leunert...

Heute hatte ich den letzten Termin bei einer Logopädin (bis jetzt hatte ich zwei Stunden pro Woche bei zwei Logopädinnen, doch nach der Reha hatte ich mich entschlossen, nur noch eine Logostunde in der Woche zu machen.)

Das Ende dieser Stunde ist also die erste Konsequenz nach der Reha. Dass es mich doch so sehr mitnimmt, hätte ich nicht erwartet. Aber ich fühle mich doch ziemlich down. Das Ende dieser Logostunde ist ein Schlussstrich von meinem Versuch, wieder so zu werden, wie ich einmal war. In der Reha hatte ich mich damit abgefunden und mir vorgenommen, jetzt nicht mehr nach hinten zu schauen, sondern zu versuchen mir mein Leben neu aufzubauen. Aber mein Leben neu beginnen ist gar nicht so einfach. (Klingt alles sehr pathetisch, aber ich kann es nicht weniger schwülstig ausdrücken). 

Zusätzlich sind auch in der letzten Zeit zwei Sachen passiert, die mich auch ziemlich runterziehen. Ich habe zwei Freundinnen, die in letzter Zeit auch ein paar Probleme hatten, mit denen ich mich irgendwie verbunden fühlte. Die eine hatte einen Job verloren und suchte seit einer Weile nach etwas neuem. Zufälligerweise hatte sie was ähnliches wie ich gearbeitet. Sie war selbstständig gewesen, hatte eine kleines Unternehmen, dass verschiedene Veranstaltungen planen und organisieren konnte. Weil sie vor einem Jahr eine Enzephalitis hatte und lange krank war, hatte sie mehrere Kunden  verloren (sie hatte mehreren Firmen Weihnachtsfeiern, Hauptversammlungen usw.veranstaltet), und konnte mit ihrem Unternehmen nicht weiter machen. Eine Enzephalitis und die Suche nach einem neuen Job passte ziemlich gut zu mir und meinen Problemen. Aber sie hat ihre Krankheit schon lange überstanden und nun hat sie einen Job bekommen. Sie hat eine Stelle bekommen für die ich mich auch mal beworben hatte. Es gibt verschiedene Gründe weshalb sie sie bekommen hat und ich nicht. Sie suchten ein IHK-Ausgebildeten, für 30 Std. in der Woche, und der Veranstaltungen vor Ort betreuen kann. Da pass ich einfach nicht dazu: mit meinem Diplom bin ich überqualifiziert, 30 std kann ich wegen der Kinder nicht arbeiten und ohne Auto kann ich nicht einfach zu Veranstaltungen irgendwo vor Ort fahren. Dass ich den Job nicht bekommen würde, war schon klar, aber ich hatte es trotzdem versucht. Meine Freundin kann alle Anforderungen ausfüllen. Dass sie ihn bekommen hat, wundert mich nicht und freut mich für sie. Aber das tut wirklich sehr weh.

Mit der anderen Freundin hatte ich mich eigentlich erst nach dem Beginn meiner Krankheit angefreundet. Ihr Sohn ging mit Noah in den Kindergarten, die Jungs haben viel miteinander gespielt und wir wohnen in der Nähe. Und sie konnte auch nicht Auto fahren. Wir sind dann oft zusammen in den Kindergarten gegangen, bei jedem Wetter, und haben uns oft geholfen, wenn es regnete und wenn wir die Kindern zu irgendwelchen Fußballspielen hin bringen mussten. Aber vor der Einschulung hat sie sich ein Auto gekauft. Denn sie arbeitet und weil die Schule um eins schon vorbei ist, ist es für sie sehr stressig. Sie muss früher nachhause kommen, kochen, und dann den anderen Sohn vom Kindergarten abholen. Dieses Hin-und-Her ist mit dem Auto sehr viel leichter. Das verstehe ich natürlich. Aber bis vor Kurzem dachte ich, sie darf nicht Auto fahren, weil sie schwache Augen hat. Doch das war nicht der Grund. Sie hatte sich einfach nicht getraut zu fahren und zwei Autos zu haben konnten sie sich nicht leisten. Jetzt haben sie sich eins gekauft und bei ihr ist es jetzt nicht mehr so umständlich. Bei mir aber schon. Ich freue mich ja auch für sie und sie wird mir bestimmt helfen. Aber dass sie jetzt Autofahren kann und ich immer noch nicht, hat mich schon ganz schön getroffen.  

Beide Sachen haben eigentlich nichts mit mir zu tun und die beide können ja auch nichts dafür. Aber es macht mich einfach fertig, dass es sich bei ihnen positiv entwickelt hat und sie ihre Probleme lösen konnten. Das Ende meiner Logopädie-Therapie löst meine Probleme nicht.

Meine Psychologin hat gesagt, ich sollte mich nicht mit anderen Menschen vergleichen, sondern nach vorne sehen, mich über den kleinsten Schritt in mein neues Leben freuen und immer positiv denken.

Aber mich von meiner Logopädin verabschieden ist kein Schritt nach vorne. Und mein Leben neu beginnen ist gar nicht so einfach.

2 comments:

  1. Ach, meine Liebe, ich verstehe Dich mehr, als Du denkst. Manchmal denkt man, warum geht es bei mir überhaupt nicht vorwärts, warum trifft es immer mich ... Das ist aber falsch gedacht ... richtig ist es zu denken, das werde ich bewältigen, egal wie. Man glaubt es nicht, es geht wirklich. Natürlich sind wir sehr emotional und die Gedanken kommen einfach. Aber, man kann sie in die richtigen Bahnen lenken. Keine Sorge, ich bin kein Heiler, Prophet oder sowas. Ich will Dir auch nix verkaufen. Das ist meine ganz persönliche Erfahrung. Was man ganz dolle will, sein ganzes Sein darauf richtet dabei, das bekommt man hin. Nicht immer perfekt und vollständig, aber es geht. Die anderen haben andere Probleme, von denen wir nicht immer wissen, also nicht hingucken.
    Du hast eine wunderbare Familie, das ist schon eine tolle Basis.
    Herzliche Grüße von Anne

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