Tuesday, 6 August 2013

Stillstand und Hochstand

Heute morgen wollte ich eigentlich nur über meinen rabenschwarzen Freitag jammern, denn meine Logopädie-Stunde war wirklich eine Katastrophe. Aber heute ist ein guter Dienstag, denn ich habe drei zufriedenstellende Hochs. 

Das Tief des Freitags: 
Ich sollte sieben Karten, auf denen Bilder sind, die nacheinander eine einfache Geschichte ergeben, richtig nebeneinander legen. Und danach sollte ich meiner Logopädin die Geschichte erzählen. 

1. Ein Kind rennt zu seinem Vater, zeigt auf den Felsen, auf den sein Bruder geklettert ist, und nicht runter kommt.
2. Der Vater springt auf, rennt zu einem Baum und schnappt sich eine Leiter. 
3. Dann laufen sie beide zum Felsen.
4. Der Vater klettert auf der Leiter hoch und holt den Jungen runter.
5. Dann schimpft er mit seinen Söhnen.
6. Als sie zurück gehen, hören sie einen Hilferuf.
7. Sie gehen zu einem Baum, auf dem ein Mann sitzt und nicht runter kommt. Weil er nämlich keine Leiter mehr hat!!!

Hahaha!

Die Bilder sind einfach, die Geschichte ist einfach und es sind keine schwierigen Worte. Aber ich war wirklich schlecht. Ich konnte die Karten nicht richtig hintereinander legen und deshalb verstand ich die Geschichte nicht. Ich brauchte wirkliche viel Hilfe bis ich Pointe kapierte. 

Danach sollte ich an den Karten entlang die Geschichte erzählen. Es war einfach eine Katastrophe. Der Junge ist nicht auf einen Berg geklettert, sondern auf einen Felsen; der Vater sitzt nicht vor einem Haus, sondern vor einer Hütte; er liest keine Zeitschrift, sondern eine Zeitung; er bestraft seine Kinder nicht, sondern er schimpf mit ihnen... Und dieses Scheißding, was auf fünf Karten drauf ist, ist eine Leiter! Sie musste mir dreimal helfen, denn ich hab das Wort "Leiter" immer wieder vergessen. 

Ich hab danach natürlich mit meiner Logopädin darüber geredet und sie hat mir dann ganz ehrlich gesagt, dass ich keine großen Chancen habe, meine Sprache sehr zu verbessern. Diese Aussage ist keine Neuigkeit. Und sie hat recht. Das habe ich selber schon vor der Reha gespürt und meine ambulante Logopädin hat es auch gesagt. Der Reha-Aufenthalt war ein Versuch, mich durch eine intensive Therapie wirklich etwas stärker zu verbessern. Aber es hat mir nichts gebracht. Meine Wortfindung, meine Sprache und mein Auffassungsgabe bleiben unter dem Durchschnitt. Damit muss ich mich abfinden.

Hoch: 0. kein Anfall.
1. Heute war meine letzte Stunde in der Bürogruppe und ich habe mit der Ergo-Therapeutin über meine Aufgaben gesprochen. Ich hatte eine Nacherzählung geschrieben, mehrere Anschreiben (Fragen stellen, Fragen beantworten,.. und es wurde immer ein bisschen schwieriger) und einen persönlichen Brief. Ich machte nur ein paar Flüchtigkeitsfehler, konnte mich gut ausdrücken und ganz gut formulieren. Das fiel mir nicht schwer und es machte mir Spaß. Die Therapeutin hatte gesagt, ich wäre im Laufe der drei Wochen ein bisschen besser geworden. Ich hätte vor der OP bestimmt besser schreiben können, aber meine Texte sind ok und man würde nicht bemerken, dass ich sprachliche Probleme habe. Also ein richtiges Erfolgserlebnis!

2. Mit meiner Logopädin habe ich zum zweiten Mal im "fliegenden Klassenzimmer" lesen, vorlesen, verstehen und Fragen beantworten geübt. Es ging ganz gut. Sie hat mir ein paar Tipps gegeben, wie ich es besser hinkriegen könnte, mit den Kindern zu lesen und mir die Geschichten merken zu können. Ich glaube, das krieg ich hin.

3. Und die Sozialarbeiterin hat mir geholfen meinen Antrag auf Hilfe zur Weiterbildung im Berufsleben zu stellen. Sie half mir beim Ausfüllen und schickt heute das Formular mit einer Empfehlung meines zuständigen Arztes an den Bund der Deutschen Rentenversicherung. Wenn ich in drei Wochen keine Genehmigung bekomme, dann kann ich mich an den in meiner Stadt zuständigen Berater wenden. Sie hat mir seine Visitenkarte gegeben. Und sie hat mir auch ihre Visitenkarte gegeben. Wenn ich noch einmal Hilfe brauche, kann ich sie jederzeit anrufen. Damit hätte ich nicht gerechnet. 

Für diese drei Hochs hat sich der Aufenthalt in dieser Reha gelohnt!

Und die Logopädie-Therapie mache ich weiter. Wenn ich in Rente gehe, habe ich es bestimmt bis in den Durchschnitt geschafft.

3 comments:

  1. Also ich glaube, ich habe hier zwar noch nie kommentiert *schäm*, aber nun muss ich doch mal klarstellen, dass ich hier immer noch genauso gerne lese wie "vorher". Ich mag Deine Schreibe weiterhin und drücke Dir alle Daumen für Dein Renten-Ziel ;-)

    LG Tina

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  2. Ich lese jedenfalls gern, was Du schreibst und es liest sich wirklich sehr gut. Auch, wenn alles manchmal aussichtslos erscheint, so bleibt doch das Ziel - besser zu werden. So manch einer hat mit seinem Willen das Unmögliche wahr gemacht. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und großen Willen.
    Alles Liebe und Gute
    Anne

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  3. Danke, es freut mich so sehr, zu dem was ich mache - und wie ich es mache - immer mal wieder ein positives Feedback zu bekommen. Deshalb bin ich überzeugt davon, dass ich, Maria M., zwar wirklich unerträgliche Leiden habe, aber nicht unter dem Durchschnitt liege! Zumindest nicht im Schreiben. Und das gibt mir auch Hoffnung auf den Rest!

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