Thursday, 22 September 2011

Rentner Day

Dienstag war der schlimmste Tag meines Lebens. Den ganzen Sommer habe ich mit mir gehadert, ob ich mich der Herausforderung eines fortgeschrittenen Englischkurses bei der Volkshochschule stellen soll. Hätte ich es bloß nicht getan!

Denn der Begriff "fortgeschritten" bezieht sich leider nicht nur auf das Niveau des Kurses, sondern auch auf das Alter der Teilnehmer. Dieser Reife können junge Menschen grundsätzlich nichts entgegensetzen. Eine 35jährige Frau kann sich also unter Senioren nicht anders fühlen als nichtig und allein. Schon in der ersten Stunde bekam ich es schmerzhaft zu spüren. Berichtet wurde von anspruchsvollen Kulturreisen, Urlauben in ferne Länder und luxeriösen Kreuzfahrten - dies natürlich in einem excellenten Englisch. Mein Beitrag hingegen über die Hochzeit meiner Schwester, Zelten im Garten und Aktivitäten wie Schwimmbad- und Zoobesuche waren in einem Englisch, das dem fortgeschrittenen Niveau des Kurses in keinster Weise angemessen war.

Um nicht meinen gesamten Lebensmut zu verlieren, beschloss ich, mich abends einer weiterer Rentner-Begegnung zu stellen. Dem Sportkurs. Hier wollte ich die Demütigung des Englischkurses wettmachen. Denn auch im Sportverein sind die über 60jährigen Frauen in der Überzahl. Doch was körperliche Fitness und Sportlichkeit anbetrifft sind von Natur aus die Jungen überlegen. Ich war also motiviert und zuversichtlich mein Selbstbewußtsein wieder gewinnen zu können. Lässig machte ich die ersten Atem- und Aufwärmübungen und schaute mich hochmütig um. Als es dann ans richtige Muskeltraining ging war ich nicht mehr so locker. Und als ich neben mir hörte, wie sich zwei Seniorinnen beim Beinmuskeltraining gelassen unterhielten, während meine Muskeln sich verkrampften und das linke Knie anfing weh zu tun, da war mein Stolz endgültig gebrochen. Verbissen hielt ich bis zum Schluss durch und verließ überstürzt und mit hochrotem Kopf die Umkleidekabine.

Um die Blamage diesen Tages zu verkraften brauchte ich eine extra große Portion Schokolade. Und heute, am zweiten Tag danach, ist mein Muskelkater kaum noch zu ertragen. Mein Knie tut immer noch weh und ich sehe mit Schrecken dem nächsten Dienstag entgegen.

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