Sunday, 27 December 2015

Fünf Vorsätze und noch eine Kleinigkeit...

Ich habe viel zu lange nicht mehr geschrieben.

Ich könnte mich jetzt mit dem weihnachtlichen Stress, den vielen Feiern, Adventskalender basteln und Geschenke kaufen und noch vieles mehr rechtfertigen, aber das ändert nichts. Und das muss ich auch nicht.

Deshalb mache ich jetzt etwas anderes. Ich setze mir wieder ein paar gute Vorsätze für nächstes Jahr. Und weil ich so ein spontaner Mensch bin, dem immer wieder viele kreative und schlaue Ideen einfallen, wie man heikle Probleme löst, ist mir gerade ein neues Experiment eingefallen.

Ich werde zwei Monate lang nicht Fernsehn gucken. Keine Nachrichten. Kein Fußball. Auch nicht während ich bügle oder Wäsche zusammen legen muss. Nicht ausnahmsweise, weil gerade der Film, den ich eigentlich unbedingt mal gucken wollte, im Fernsehn läuft. Nicht mit den Kindern, die schon lange nichts gesehen haben und man als Familie ja auch mal einen Filmabend machen kann. Nicht während Florian auf Dienstreise ist und die Tage viel anstrengender sind als sonst. Und auch nicht während ich blogge und der Abend ohne Fernsehn so still und unheimlich ist.

Nein. Nachrichten kann man in der Zeitung oder auf dem Smartphone lesen. Auf den Film, den ich schon immer mal gucken wollte, kann ich noch länger verzichten. Mit den Kindern kann man auch Spiele-Abende machen. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft kann bestimmt auch ohne mich gewinnen. Und mit Musik kann man prima bügeln, sich die einsamsten Abende ein bisschen angenehmer machen und viel konzentrierter Tagebuch schreiben.

Und damit habe ich ein gravierendes Problem gelöst: den notorischen Zeitmangel. Denn dann hat man plötzlich wieder ganz viel Zeit für die anderen - wichtigeren - Dinge des Lebens. Für Hobbys und Sport, für Familie und Freunde und auch für den Haushalt.

Deshalb beschließe ich, Maria M., heute am 27.12.2015, um 8.44 Uhr, ab 07.01.2016 (nach Ende der Ferien und einem Familien-Besuch bei uns) zwei Monate lang nicht TV zu sehen und damit fünf Vorsätze für nächstes Jahr einzugehen:

1. Regelmäßig Tagebuch schreiben
2. Viel lesen
3. Zwei Kilo abnehmen
4. Sport machen
5. Mit Freunden in Kontakt bleiben

Und bevor ich es mir anderes überlege, veröffentliche ich jetzt diesen Post und gehe heute Abend schnell noch mal ins Kino.

Ab nächstes Jahr wird alles besser.

Tuesday, 1 December 2015

Bitterkalter Waschlappen

Heute kam bei meiner Arbeit eine ehemalige Mitarbeiterin mit ihrem neugeborenen Kind zu Besuch. Sie ging einfach an meinem Büro vorbei. Ich frage ihr noch hinterher, ob sie zur Beratung will... da ruft sie noch, dass sie hier dazu gehört und sich auskennt. Und schon war sie im Sekretariat.

Da ich vor einiger Zeit eine Karte an eine ehemalige Mitarbeiterin unterschrieben hatte - und auch noch Geld gegeben hatte -, konnte ich mir schon denken wer es ist.  Sie blieb eine Weile dort, die Tür blieb offen und ich bekam ziemlich viel mit. Wie die Geburt war, wie der Junge heißt, wie süß er ist, wie schön, dass sie sich endlich mal hatte blicken lassen.

Dann schob sie den Wagen wieder an mir vorbei zu den anderen Mitarbeitern. Kurze Zeit später ging die eine Kollegin aus dem Sekretariat auch an mir vorbei und sagte, dass sie das Telefon jetzt auf mich umgestellt hätte. Sie sei jetzt hinten.

Mehr sagte sie nicht. Nicht warum, nicht wie lange, nicht wo die andere Sekretärin ist, nicht was für Auskünfte ich geben soll. Nichts.

Eine kurze Zeit später kam die andere Sekretärin, die Liebe, die sich ein bisschen um mich kümmert, mit der ich den meisten Kontakt habe, die mich morgens fragt wie es mir geht, wie das Wochenende war, die mir Fragen beantwortet, die mir sagt, wer Urlaub macht, wer krank ist. Einfach die Kollegin, die sich wie ein richtige Kollegin anfühlt. Die einzige.

Sie erzählte mir wer die Frau war und ich sagte, ich solle jetzt Pause machen und dazugehen. Sie hätte Kuchen mitgebracht.

Ich nahm meine Tasse und ging Richtung Gemeinschaftsraum und da sah ich auch schon von weitem, wie alle da saßen, sich unterhielten und lachten und Kuchen aßen. Da konnte ich nicht einfach so hin.Ich kannte die Frau nicht, sie hatte sich mir nicht vorgestellt, nichts gesagt, geschweige denn mich zum Kuchen essen eingeladen. Ich fühlte mich einfach fehl am Platz.

Ich ging zurück in mein Büro. Genau in dem Moment kam mir die liebe Kollegin zufällig entgegen und fragte gleich warum ich nicht hingegangen sei. Dann erzählte ich ihr wie es war und sagte, sie solle hingehen. Es war ja eine alte Kollegin von ihr. Und dann ging sie auch hin.

Nach einer Viertelstunde kam sie wieder und sagte, jetzt sei ich aber dran. Sie hätte mich angekündigt und die Frau hätte nicht gewusst, wer ich bin und dass ich dazu gehöre. Dann konnte ich ja gar nicht anders und ging hin. Und war froh, dass sie das so für mich geregelt hatte. Da konnte ich einfach hingehen und sagen, dass mir die Kollegin gerade gesagt hatte, dass es hier Kuchen gibt...

Und es war ja auch okay.  Ich setzte mich hin, bekam ein Stück Kuchen, holte mir noch einen Kaffee, fragte wie das Kind heißt. Und dann saß ich einfach da, am äußersten Platz, und hörte zu. Und schon bald hatte ich den Kuchen aufgegessen und den Kaffee leer getrunken, denn zu sagen hatte ich nichts, und hätte eigentlich auch schon bald wieder gehen können.

Aber ich wollte nicht nur hingehen und essen und wieder weg. Ich wollte noch bleiben und dazugehören. Also blieb ich einfach da. Dann wurden noch einige Fotos auf dem Handy gezeigt, dafür musste ich natürlich aufstehen und hingehen und war trotzdem so weit weg, dass ich fast gar nichts sah. Aber immerhin kam ich dann mit "süß" und "goldig" und "niedlich" auch noch zu Wort. Dann war es ja noch ganz okay.

Aber in diesen vielleicht zwanzig Minuten hörte ich noch zwei ganz kleine unscheinbare Worte: ein "du" und der Name "Monika". Und zwar von einer Kollegin, die zwei Monate nach mir angefangen hat zu arbeiten

Das sie zu allen die da saßen Du sagte, hatte mich schon ein bisschen getroffen, aber nicht so sehr, schließlich haben sie alle mehr Kontakt zu einander wie ich zu ihnen.

Doch "Monika" ist die Kollegin, mit der ich jeden Tag ganz viel zu tun habe. Mit der ich den meisten Kontakt habe. Die Liebe, die nett und hilfsbereit zu mir ist. Und zu der ich auch so offen war und gesagt habe, dass ich am Gehirn operiert wurde. Zu ihr sage ich immer noch "Frau Pieper" und nicht "Monika". Immer noch "Sie" und nicht "Du".

Das war wie ein kalter Waschlappen mitten ins Gesicht. Warum die andere und ich nicht?