Es war nett mit ihr zu sprechen und so schrecklich bitter. Wir haben uns unterhalten, als hätten wir uns nur ein paar Wochen nicht mehr gesehen. Als wäre ich im Urlaub gewesen und sie ganz normal bei der Arbeit. Wir klärten kurz mein Problem und kamen dann schnell ins Plaudern. Ich erzählte von meiner Krankheit und sie schimpfte über ihre Arbeit. Natürlich fragte ich auch nach meinen alten Kollegen und wie die Arbeit jetzt bei ihnen jetzt sei. Sie erzählte sehr viel und jeder zweite Satz war "Verdammte Scheiße". Sie war so lustig wie damals und ich wurde richtig melancholisch.
Als ich auflegte, hätte ich fast angefangen zu weinen, aber ich tat es nicht. Die Pause war vorbei und ich musste wieder in den Gruppenraum gehen. Als ich mich hinsetzte und die anderen Teilnehmer ansah, fing ich an nachzudenken.
Die Gruppe meiner Maßnahme ist nett. Wir kommen gut miteinander klar. Wir haben eigentlich das gleiche Problem. Wir wollen alle wieder arbeiten. Aber es gibt einen großen Unterschied. Die anderen wollen ihre alten Jobs nicht mehr. Sie sind froh, dass sie das, was sie früher gearbeitet haben, nicht mehr machen müssen. Dass sie sich was Neues suchen dürfen. Fast alle haben schon sehr konkrete Ideen, manche suchen schon nach Stellenangeboten und ein paar haben sogar schon Bewerbungen laufen.
Bei mir ist es anders, ich vermisse das alte. Mit der alten Kollegin darüber sprechen, hat es mir wieder sehr deutlich gemacht. Ich würde am liebsten wieder das machen, was ich früher gearbeitet habe. Ich hänge an dem alten und bin traurig und frustriert, dass es nicht mehr geht. Wenn ich könnte, würde ich es sofort wieder tun. Aber - verdammte scheiße! - ich kann es nicht mehr. Und ich habe keine neuen Ideen.
Am Donnerstag muss ich wieder ins Krankenhaus - verdammte Scheiße! - anderthalb Jahre nach der OP sind vorbei.
Manchmal frage ich mich, wie wäre mein Leben jetzt, wenn ich mich nicht hätte operieren lassen? Und manchmal wünsche ich mir, ich könnte vergessen, wie ich früher war.
Denn eigentlich geht es mir jetzt ganz gut. Aber ich kann einfach nicht aufhören, zu vermissen, wie ich früher war.
Verdammte Scheiße!